Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. dent. Stephan Koenigsfeld

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Stephan Koenigsfeld interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.

jameda: Herr Dr. Koenigsfeld, was hat Sie motiviert, Zahnarzt zu werden?

Herr Dr. Koenigsfeld: Die Zahnmedizin bleibt immer spannend und innovativ, insbesondere die Bezüge zur allgemeinen Gesundheit faszinieren mich sehr.

Parodontale Erkrankungen liegen bei über 40% der deutschen Durschnittsbevölkerung in der Mundhöhle vor. Eine unbehandlete Parodontitis stellt eine erhebliche Infektionsfläche dar und belastet das Immunsystem. Zudem erhöht sie das Risiko für Krankheiten wie Diabetes, koronare Herzkrankheit und Schlaganfälle.

Zähnepressen und -knirschen können ebenfalls immense Auswirkung auf die Gesundheit haben. Kopf- und Rückenschmerzen sowie Tinnitus sind oft Symptome einer CMD, der sogenannten Craniomandibulären Dysfunktion. Nur selten wird eine CMD direkt erkannt und so durchlaufen viele Patienten zahlreiche Untersuchungen, Diagnosen und Therapien, die allerdings erfolglos bleiben.

Wir prüfen anhand innovativer Screenings die Symptome und stellen eine klare Diagnose! Bereits in meiner Doktorarbeit habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt, chronische Erkrankungen in der Zahn- Mund- und Kieferheilkunde schnell zu erkennen und Ursachenspezifisch zu therapieren. Patienten effektiv zu helfen, begeistert mich tagtäglich.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Koenigsfeld: Am meisten Freude bereitet mir, in einem motivierten, gut gelaunten Team mit höchster Kompetenz für jeden einzelnen Patienten das Bestmögliche zu erreichen. Herausgefordert wird man jeden Tag. Die Herausforderungen immer wieder neu präzise und gelassen zu meistern, gelingt nur im Zusammenspiel mit guten Mitarbeitern und aufgeschlossenen Patienten. Ich bin für jeden Tag dankbar, an dem wir Zähne erhalten können und die neusten Therapiemethoden zum Schutz der vorhandenen Zähne einsetzen, um möglichst lebenslangen festen Zubiss mit den eigenen Zähnen zu gewährleisten.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Koenigsfeld: Prophylaxe wäre nicht notwendig. Hier kann ich nur sagen, wer sich unserem individuellen Schutzkonzept für seine Mundgesundheit anschließt, hat in Zukunft wesentlich weniger Zahnfleischentzündungen, Mundgeruch, Zahnverluste und Karies. Das können wir mit fundierten Studien belegen. Effektiv spart Prophylaxe (Professionelle Zahnreinigung und regelmäßige Kontrolle) viel Geld, Zeit und Schmerzen, da Defekte, Entzündungen und Zahnverluste vermieden werden. Wir unterstützen unsere Patienten gerne auf diesem Weg!

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Koenigsfeld: Das stimmt, wir bieten insbesondere für unsere Angstpatienten eine tiefe Sedierung/ Dämmerschlaf mit unserer erfahrenen Anästhesistin an, so dass man viele Sitzungen komprimieren kann und auch komplexe Sanierungen an einem Tag erledigt werden können. Ohne den Patienten zu überfordern oder mit unzähligen Terminen zu belasten. Unsere Patienten schlafen während der Behandlung tief und fest und bekommen nichts mit. Dieser besondere Service wird gut angenommen und insbesondere unsere Angstpatienten sind danach erleichtert und sehr fröhlich.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Koenigsfeld: Letztendlich ist jeder seines Glückes Schmied. Wir können unsere Patienten stets optimal beraten und behandeln. Mit Vorwürfen oder einem erhobenen Zeigefinder muss bei uns in der Praxis definitiv niemand rechnen. Ist jemand beispielsweise bei der Mundhygiene nicht so eifrig, bieten wir ihm an öfter unsere Professionelle Zahnreinigung zu nutzen, um einen ausreichenden Schutz zu gewähren. So finden wir eigentlich immer den passenden Weg, um unsere Patienten zufrieden und gesund zu halten. Das ist unser oberstes Ziel.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Koenigsfeld: Leider zahlen die gesetzlichen Krankenkassen nur Behandlungen, die ausreichend, effektiv, zweckmäßig und wirtschaftlich sind. Bei der Vergütung der Leistungen entsteht sehr viel Bürokratie für die Patienten und die Praxen. Dies sollte man umgehend ändern. Ebenfalls sollte die Vergütung mehr auf die Gesunderhaltung und Prophylaxe ausgerichtet werden und nicht defektorientierte Zahnheilkunde honorieren.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Koenigsfeld: Unseren Patienten müssen wir zuhören. Das ist extrem wichtig für eine erfolgreiche Therapie. Erst, wenn man seine Patienten versteht, kann man zufriedenstellend therapieren.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Koenigsfeld: Insbesondere in der Zahnheilkunde werden fast halbjährlich Innovationen vorgestellt. Wir sind stets auf den internationalen Leitmessen und Kongressen vertreten, um sinnvolle Innovationen in unserer Praxis umzusetzen. Uns ist dabei sehr wichtig, dass diese fundiert, validiert  und evidenzbasiert sind. Es geht darum, einen echten Therapievorteil zu haben.

Die Digitalisierung beschleunigt viele Prozesse. So ist es in unserer Praxis möglich, durch einen digitalen Scanner eine abdruckfreie Abformung zu generieren und damit sofort einen keramischen Zahnersatz zu designen. Dieser kann in gleicher Sitzung ohne Provisorium eingegliedert werden.

Ebenso sind unsere Röntgengeräte komplett digital. Das reduziert die Strahlenbelastung und erleichtert die Diagnostik. Bei der modernen Wurzelkanalbehandlung wird der Zahn automatisch elektronisch ausgemessen, so dass Zähne sehr langfristig erhalten werden können. So gibt es unzählige Prozesse und Materialien, die in unserer Praxis zum Patientenwohl konsequent eingesetzt werden, um die Mundgesundheit möglichst lebenslang stabil zu halten.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Koenigsfeld: Ja, durchaus. Letztes Jahr kam eine 86-jährige Patientin zu uns, der im Oberkiefer eine große Brücke abgebrochen war. Sie wollte wieder festsitzenden Zahnersatz und keine Prothese. Wir haben Sie selbstverständlich ausführlich beraten und auf alle Alternativen hingewiesen. Für Sie stand der Entschluss schon fest und sie ließ sich vier Implantate setzen. Die Implantate konnten wir sofort bei der Herausnahme der defekten Zähne einsetzen. Wir führten den Eingriff so minimalinvasiv und schonend durch, so dass die Patientin nach der OP zu Fuß nach Hause ging.

Ich war komplett beindruckt von der alten Dame. So viel Entschlossenheit und Lebensfreude im hohen Alter, das wünsche ich allen unseren Patienten.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Koenigsfeld: Nehmen Sie Ihren Zahnarzt und sein Team als persönliche Coaches für Ihre Mundgesundheit wahr. Es gilt, die eigenen Zähne so lange wie möglich zu erhalten. Das funktioniert nur im Team mit unseren Patienten.

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