Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Dr. Felderhoff-Fischer interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Zahnärztin.
jameda: Frau Dr. Felderhoff-Fischer, was hat Sie motiviert, Zahnärztin zu werden?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: Meine primäre Entscheidung habe ich getroffen, weil mich die Mischung aus Medizin, Technik und Psychologie schon immer fasziniert hat. Bereits als Kind fand ich „den Menschen“ interessant, ich arbeite außerdem gerne direkt im zwischenmenschlichen Kontakt. An jedem Zahn „hängt“ ein individueller Mensch, der mir wichtig ist. Sofort nach meinem Staatsexamen hatte ich das Glück, direkt eine Stelle für die oralchirurgische Weiterbildung an der Universitätsklinik in Regensburg im Examen angeboten zu bekommen. Bereits nach einer Woche war mir klar, dass dies die richtige Entscheidung für mich war und ich vollendete die vierjährige Spezialisierung zur Fachzahnärztin für Oralchirurgie. Diese Berufswahl habe ich bis heute nicht bereut.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: Am meisten Freude machen mir glückliche Patienten und am liebsten implantiere ich. Meinen Patienten die Angst zu nehmen und mit neuen Methoden den Eingriff so schonend wie möglich zu gestalten, das ist mein Ziel und das macht mir Freude. Als besondere Herausforderung sehe ich Angstpatienten, die sich bei mir entspannen können.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: Eigentlich keinen. Einige neue Patienten haben Angst vor der Behandlung und sagen später: „Das war ein Vorurteil, diese Angst war unbegründet.“ Jedoch würde ich dies nicht als ein Vorurteil bezeichnen, sondern als verständlich. Ich hatte selbst als Kind Angst vor unserem Zahnarzt. Viele Patienten wissen jedoch nicht, dass heute eine ganz andere Zahnmedizin praktiziert wird, die schmerzfrei sein kann wie z.B. in Dämmerschlaf oder Narkose.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: In meinem Fachgebiet der Implantologie traf diese Frage früher speziell bei Knochenaufbauten zu. Doch hat sich in den letzten 20 Jahren sehr viel getan. Wir können heute durch moderne Diagnostik (3D-Röntgen, Planung der Implantate am Computer) umfangreiche Knochenaufbauten häufig vermeiden, oder Implantate z.B. direkt bei der Zahnentfernung einsetzen. Diese Konzepte, wie Sofortimplantationen oder neue Zähne an einem Tag haben sich bewährt und sind wissenschaftlich umfangreich dokumentiert.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: Ich suche das Gespräch mit ihm, um zu verstehen warum dies der Fall ist. Man sollte den Therapieplan nicht über den Patienten hinweg bestimmen. Es gibt in der Zahnmedizin, insbesondere im Zahnersatz, nicht nur einen Lösungsweg. Wir als Zahnärzte müssen gemeinsam mit dem Patienten einen Therapieplan entwickeln, mit dem sich unser Patient wohl fühlt - genau das tue ich. Denn, wenn sich mein Patient wohlfühlt, gibt es auch keine Probleme mit der Einhaltung des Therapieplans. Es liegt an uns Zahnärzten, gemeinsam mit dem Patienten einen Therapieplan zu entwickeln, mit dem dieser sich auch wohl fühlt.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: Das ist ein sehr komplexes Thema und nicht in 4-8 Zeilen zu beantworten. Ich sehe mehr Pflegepersonal für die stationäre Patientenbetreuung und die Altenpflege als einen wichtigen Punkt an. Diese Menschen leisten wirklich viel und sollten umfangreicher unterstützt werden.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: Ich denke, diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Der Mensch sollte im Mittelpunkt stehen. Und natürlich sollte es im Interesse eines jeden einzelnen Arztes liegen seine Fähigkeiten ständig zu verbessern.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: Die Zahnmedizin und besonders mein Bereich der Implantologie entwickeln sich ständig weiter. Es ist unter anderem z.B. möglich, mit Hilfe einer 3 D Röntgenaufnahme (DVT) Zahnimplantate am Computer zu planen. Mit Hilfe dieser Technik lässt sich nicht nur der Kieferknochen perfekt darstellen, sondern in der Software wird auch die optimale Zahnposition angegeben. So kann man die Implantate unter maximaler Ausnutzung des vorhandenen Knochens positionieren und aufwendige Knochenaufbauten vermeiden. Neue Zähne können in der gleichen Sitzung sofort eingesetzt werden. Diese Verfahren wende ich seit 2005 an und bin seitdem an der ständigen Neu- und Weiterentwicklung national und international beteiligt. Wir arbeiten mit digitalem Röntgen. Zur Diagnostik und zum digitalen Röntgen haben wir ein DVT (Digitale Volumentomographie) Gerät, welches uns auch zur 3D Darstellung anatomischer Strukturen dient. Unterstützt wird dies alles mit spezifischer Planungssoftware. Darüber hinaus ist es möglich, die von Patienten so ungeliebten Abdrücke durch einen Zahnscan (eine intraorale Scanaufnahme) zu ersetzen. Zusätzlich verfügen wir selbstverständlich über die neuesten Geräte im Bereich der Instrumentenaufbereitung und Qualitätssicherung, wie Scannererfassung aller Instrumente und Dokumentation deren Aufbereitung, Lagerung und Benutzung. Wir investieren jährlich in neue Geräte, um unseren Patienten stets die neueste Technik anbieten zu können.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: Eine liebe ältere Patientin (damals 83 Jahre alt). Sie war früher Tänzerin und legte sehr viel Wert auf ihr Äußeres. So wollte sie unbedingt zwei Implantate zur Fixierung ihrer Prothese im Unterkiefer, damit sie wieder „richtig essen könne, wenn sie ausginge“. Wir inserierten ihr im Jahr 2003 schonend zwei Implantate, unsere ersten, die damals schon mit einem Vorläufer unserer heutigen Software 3D geplant waren. Doch im Gedächtnis wird sie mir immer bleiben, da sie uns erzählte, wie sie ihren Ehemann nach dem Kriegsende zufällig in der Nachbarschaft unserer heutigen Praxis traf, als er gerade aus Russland heimgekehrt war. Die beiden waren ab diesem Zeitpunkt nie mehr getrennt. Niemals vergessen werde ich außerdem eine Patientin, die mit starken Schmerzen und im 9-ten Monat schwanger zu uns kam. Wir mussten einen Zahn trepanieren (d.h. eine Wurzelkanalbehandlung beginnen). Zum Glück war sie sofort schmerzfrei und fuhr dann zur Entbindung in die Frauenklinik und brachte eine kleine Tochter zur Welt. Diese kam – nun im Alter von 15 Jahren – zur Weisheitszahnentfernung letztes Jahr wieder zu mir. Des Weiteren ist da noch unsere erste Patientin, die wir mit 3-dimensionalen, am Computer geplanten, Implantaten und sofort gefertigten Zahnersatz versorgt haben (im Jahre 2005). Eine ähnliche Methode ist heute bekannt unter „Neue Zähne an einem Tag“. Die Freude und Begeisterung war bei der Patientin und mir gleich groß und hat mich zum Ausbau dieses Verfahrens, das nun seit 12 Jahren angewendet wird, motiviert.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Frau Dr. Felderhoff-Fischer: Mein Tipp: Ganz egal, um welche Fachrichtung es geht, Vorbeugung/ Prophylaxe ist wichtig! Darauf sollte jeder Patient achten. Wichtig ist auch, Ärzte zu finden, denen Sie vertrauen können. Wenn Sie Informationen aus dem Internet filtern, achten Sie auf Fachgesellschaften und lassen Sie sich jede Behandlung von Ihrem Arzt erklären.
„Mein Ziel ist es ein individuelles minimalinvasives Behandlungskonzept zu entwickeln, in dem Patientenwünsche und Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden“
Die Praxis ist gekennzeichnet durch die Kombination von modernster technischer Ausstattung und einem wundervollen Altbauambiente. Die Räumlichkeiten, insbesondere die Behandlungszimmer, sind großzügig gestaltet und verfügen über einen eigenen Aufwachraum für die Eingriffe in Narkose oder Sedierung.
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