Artikel 09/03/2009

Darmspiegelung - für wen ist das sinnvoll?

Dr. med. Bernhard Hoppe Internist, Gastroenterologe
Dr. med. Bernhard Hoppe
Internist, Gastroenterologe
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Die Darmspiegelung (Koloskopie) ermöglicht durch den Einsatz flexibler Geräte, den Dickdarm (Kolon) über die gesamte Länge zu untersuchen, um insbesondere Darmkrebs, Darmpolypen oder Darmentzündungen festzustellen.

Vorsorge ab 50./55. Lebensjahr:
Im Rahmen der Vorsorgeprogramme werden Patienten ab 55 Jahre (wenn Sie gesetzlich versichert sind) und Patienten ab 50 Jahre (wenn Sie privat versichert sind) einer Koloskopie zugeführt, um insbes. Kolonpolypen festzustellen und abzutragen. Polypen treten relativ häufig auf, ca. 20 – 30 % der Patienten werden bei der Untersuchung „polypektomiert“, d.h. der Polyp wird entfernt: Die Polypektomie erfolgt entweder mit einer Elektroschlinge bei größeren Polypen > 5 mm (sog. Schlingenabtragung unter Einsatz von Hochfrequenzstrom) oder mit Zange bei kleinen Polypen. Der Untersucher dokumentiert dabei die genaue Lage der Polypen. Anschließend werden die abgetragenen Polypen feingeweblich (histologisch) untersucht, insbesondere um festzustellen, ob sich schon bösartige (maligne/ neoplastische) Zellen finden lassen. Aus dem mikroskopischen Aspekt ergeben sich die Information für die weiteren Kontrollintervalle – kurzfristige Kontrollintervalle oder gegebenenfalls Nachoperation bei bösartigen Polypen, mittelfristige Kontrollintervalle bei Adenomen, aus denen sich das Kolonkarzinom entwickeln kann (zwischen 3 und 5 Jahren) und keine besondere Konsequenz bei den sog. hyperplastischen Polypen, die als harmlos einzustufen sind.

Vorsorge bei besonderem Risiko:
Es gibt Risikokonstellationen, die es notwendig machen, Patienten schon vor dem 50. Lebensjahr einer Darmkrebsvorsorge zuzuführen.
Die häufigste Risikokonstellation besteht bei Angehörigen von Familien mit Darmkrebserkrankungen vor dem 50. Lebensjahr oder Kolonpolypen vor dem 50. Lebensjahr. Die erstgradig Verwandten (Kinder, Geschwister) der sog. Indexpatienten (des Patienten, der erkrankt ist) sollten sich mind. 10 Jahre vor dem Erkrankungsalter des Indexpatienten zur Darmkrebsvorsorge vorstellen.

Darmspiegelung bei Alarmsymptomen zum Ausschluss eines Kolonkarzinomes (Darmkrebs):
Darmkrebs führt leider erst spät zu Beschwerden. Typische Beschwerden sind unter anderem:

  • Blutarmut (Anämie),

  • Blut im Stuhl (Hämatochezie),

  • Gewichtsabnahme (10% in 6 Monaten ungewollt),

  • B-Symptomatik (Nachtschweiß, subfebrile Temperaturen, Gewichtsverlust),

  • paradoxe Diarrhoe (erst Verstopfung über Tage, dann wässriger, übelriechender Stuhlgang)

Leidet ein Patient unter den o.g. Beschwerden, sollte in Rücksprache mit dem betreuenden Hausarzt eine Koloskopie durchgeführt werden.

Darmspiegelung bei Hinweis auf Darmentzündung:
Darmentzündungen gehen typischerweise mit Durchfällen (Diarrhoe) einher. Nicht jede Darmentzündung bedarf einer Koloskopie. Meist ist die Ursache ein Magen-Darminfekt, der von selbst ausheilt. Anschließend dauert es jedoch eine ganze Weile bis sich wieder normaler (geformter, regelmäßiger) Stuhlgang bildet.
Dauern die Durchfallbeschwerden jedoch über lange Zeit muss man an chronische Durchfallserkrankungen denken (Beschwerden dauern über 4 Wochen). Hier hilft die Koloskopie entscheidend weiter, denn nur so kann man andere Ursachen wie zum Beispiel chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) oder die sogenannte mikroskopsiche Kolitis (nur durch histologische Untersuchung diagnostizierbar) feststellen.
Oder die Durchfallsbeschwerden sind besonders heftig und lassen sich in der hausärztlichen/internistischen Abklärung nicht eindeutig zuordnen. Auch hier ist die Koloskopie eine sinnvolle und häufig wegweisende Untersuchung.

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