In Corona-Zeiten mit steigenden und sinkenden Infektionszahlen stets auf dem gefühlt aktuellen Stand, bleiben die eigentlichen Auswirkungen des Virus im Verborgenen. Erst der zweite Blick offenbart Überraschendes und Erschreckendes.
Dabei geht es weder um positiv Getestete noch um die Auslastung von Intensivstationen. Allein mit Blick auf diese Details könnten wir erleichtert aufatmen. Doch das Bild ist trügerisch. Erst allmählich zeigt sich, welche gesundheitlichen Risiken SARS-Cov-2 tatsächlich in sich bergen könnte.
Eine Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit unter zwei Millionen beruflich tätigen Versicherten zeigt: Psychische Probleme bei Arbeitnehmern haben im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Pro 100 Versicherte kommt die Untersuchung auf 260 Fehltage im Jahr – 24 mehr als 2018 und das höchste Ergebnis seit Beginn der Studien im Jahre 1997.
Überprüft wurde auch, welche psychischen Beschwerden zum Fernbleiben vom Job führten. Auf Platz eins standen demnach Depressionen, gefolgt von sozialen Problemen und Anpassungsstörungen sowie neurotische und Angststörungen. Frauen waren aufgrund psychischer Erkrankungen, laut DAK-Gesundheitsreport, mit 328 Tagen im Durchschnitt deutlich länger krankgeschrieben als Männer mit lediglich 203 Krankheitstagen.
Wohlgemerkt, das alles sind Zahlen aus dem vergangenen Jahr. Es gab (noch) kein Corona; emotionale Belastungen durch Lockdown, Quarantäne, schulische und berufliche Veränderungen waren Zukunftsmusik.
Doch Psychologen und Psychotherapeuten sind sich einig: Die Auswirkungen der Pandemie werden die Situation weiter verschärfen und im nächsten Jahr erschreckende Zahlen offenbaren. Das zeigen auch die Angaben des Robert-Koch-Instituts. Rund 15 Prozent der deutschen Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 79 Jahren erkranken an einer behandlungsbedürftigen Angststörung.
Eine Studie aus Wuhan, dem Ort, an dem das Virus erstmals aufgetreten ist, machen es deutlicher: Seit Februar meldeten sich über 2.000 Betroffene beim Krisentelefon für seelische Probleme. Knapp die Hälfte berichtete von Angstsymptomen, ein Fünftel hatte Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, 15 Prozent zeigen Anzeichen einer Depression. Die Zahl derjenigen, bei denen sich eine bekannte Angststörung verstärkt oder erneut entwickelt, lässt sich weltweit derzeit nur abschätzen.
Maskenpflicht, eingeschränkte Kontakte, fehlende soziale Gemeinschaft und, nicht zuletzt, das von vielen Medien geschürte, allgegenwärtige Erkrankungsrisiko erzeugen bei vielen Menschen eine Unsicherheit.
Wenn die bekannten und normalen Symptome der Angst, wie Zittern, Unruhe, schweißnasse Hände oder Herzrasen, nicht mehr der tatsächlichen Situation entsprechen, spricht man von einer Angststörung. Das angstbeladene Ereignis entsteht in der Vorstellung und der (unwahrscheinlichen) Erwartung.
Das bringt im Laufe der Zeit weitere Probleme mit sich: Diese Menschen erleben den Alltag voller Sorgen, ziehen sich zurück, werden nervös, leiden unter Schlafproblemen und ständiger Unruhe und Anspannung. Hinzu kommen Depressionen, die man versucht, mit Medikamenten oder einer Art ‘Selbsthilfe’ in den Griff zu bekommen.
Umso entscheidender ist es für Betroffene, offen mit der Situation umzugehen und den gesundheitlichen Kurs rechtzeitig zu (ver-)ändern. Je länger man psychische Belastungen als gegeben akzeptiert und tatenlos erträgt, desto schwieriger wird der Weg heraus.
Gleiches gilt für bereits bestehende psychische Erkrankungen. Sie werden von vielen Menschen, bedingt durch die Corona-Situation, anders oder neu erlebt. Nicht selten erleiden sie einen Rückfall oder eine Verstärkung. Zum bekannten Problem, das man im Griff hat, kommt eine neue, gefühlt unbekannte Situation, hinzu.
Wichtig dabei ist die Erkenntnis, dass es nicht ‘die’ Situation gibt. Corona steht als Ursache psychischer Belastungen, Erkrankungen oder gar Verstärker bereits bestehender psychischer Probleme nicht die Bezeichnung ‘Allgemeingut’ zu. Jeder Mensch ist für sich und mit seinen Schwierigkeiten ein Individuum. Entsprechend individuell muss die Hilfe ansetzen und in ihrer spezifischen Form umgesetzt werden.
Möglichkeiten der Unterstützung und Behandlung gibt es viele. Der erste Weg führt zum Hausarzt. Einige Betroffene finden eine Selbsthilfegruppe, in der sie die Unterstützung anderer erfahren. Ist die Angst nur schwer greifbar oder liegt bereits ein ausgeprägtes Krankheitsbild vor, ist eine psychologische oder psychotherapeutische Therapie ein sinnvoller Weg.
Die therapeutischen Ansätze sind dabei vielfältig und richten sich stets nach den persönlichen Bedürfnissen und dem aktuellen Gesundheitszustand. Es ist wichtig, für den Weg aus der Angst die eigenen Kräfte zu mobilisieren.
Das geschieht beispielsweise durch Hypnose, die sich übrigens auch gut und nachhaltig bei Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen anwenden lässt. Auf diese Weise wird Angstpatienten keine Behandlung auferlegt. Vielmehr schaffen sie es so, Probleme unter Anleitung selbst zu bewältigen und dadurch Stärke und Selbstvertrauen zu gewinnen.
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