Artikel 21/06/2019

Craniomandibuläre Dysfunktion: Ursache und Folgen der Kiefergelenksstörung

Dr. med. dent. Clemens Fricke Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
Dr. med. dent. Clemens Fricke
Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
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Es gibt viele Ursachen für die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Meist steckt eine fehlerhafte Verzahnung dahinter. Doch wie kommt die zustande? Eine möglichst exakte Diagnose hilft dem Zahnarzt, die Therapie zu finden, die seinen Patienten entlastet. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Hauptursache für CMD und die Auswirkung von Kiefergelenksstörungen auf die Körperhaltung und Schmerzen.

Hauptursachen für die CMD

Die Hauptursachen für die CMD liegen in der Körperstatik: im Bauplan des Skeletts. Häufigster Auslöser ist ein Fehlbiss: Wenn der Unterkiefer durch eine fehlerhafte Verzahnung in einen Zwangsbiss abgleitet, überlastet er die Kiefergelenke.

Die besondere Anatomie der Kiefergelenke

Das Problem ist die besondere Anatomie der Kiefergelenke. Der Unterkiefer ist frei beweglich aufgehängt. Anders als ein Scharnier, wie zum Beispiel das Ellenbogengelenk, verlässt der Unterkiefer nach circa. 10-12 mm Rotation den Gelenkraum und gleitet an der Gelenkbahn nach vorn unten. Bis die Bewegung in der Regel durch eine Knochenwulst bzw. die maximale Dehnung der Muskeln und Bänder beendet wird.

So kommt es zur fehlerhaften Verzahnung

Das Kieferköpfchen wird von einem Knorpelkissen begleitet, das zwischen dem Köpfchen und der Gelenkbahn den Kaudruck abpolstern soll. Dieses Kissen heißt Discus artikularis und ist im Prinzip eine Bandscheibe, ähnlich wie in der Wirbelsäule.

Bei regulären Bissen funktioniert das einwandfrei bis ins hohe Alter! Bei Zwangsbissen sorgt eine fehlerhafte Verzahnung allerdings für ein Abgleiten des Unterkiefers nach hinten (Deckbiss) oder zur Seite (Kreuzbiss). In solchen Fällen können bereits in frühem Kindesalter die CMD-Symptome beginnen (KISS-Syndrom).

Der Überdruck im Gelenk sorgt dafür, dass der Discus ausweicht und aus seiner Ruheposition nach vorne oder zur Seite springt. Dieser Effekt ist das Gelenkknacken und wird von den Patienten oft als unangenehm und störend empfunden.

In dieser ersten Phase sind häufig keine weiteren Begleitsymptome vorhanden. Die Patienten stören sich lediglich daran, dass beim Essen das Knacken laut hörbar ist.

Unbehandelt leiert der Bandapparat weiter aus und die Polsterwirkung wird immer schlechter.
Die Konsequenz: Das knöcherne Kieferköpfchen beißt nun ungepolstert in die Gelenkpfanne und trifft dort auf die Knochenhaut. Dort sitzen Druckrezeptoren, die im Gehirn Alarm auslösen.

Die Folgen der Kiefergelenksstörung

Ab hier beginnt der Leidensweg der CMD-Patienten: Das Gehirn steuert nun 2 Dinge: eine Schonhaltung, begleitet von einem Steilstand der Halswirbelsäule. Außerdem leitet er die Selbstheilung ein: Pressen und Zähneknirschen sollen die Ursache der Störung, den fehlerhaften Biss, wegradieren. Das Knirschen soll die unebene Auflage der Zahnsubstanz ausgleichen.

Weitere Auswirkungen

Mit der Schonhaltung geht aber auch eine Überspannung der Nackenmuskeln einher. Das führt zu diversen orthopädischen Problemen, wie Schiefstellung der HWS und der Kopfgelenke mit Kopf,- Nacken- und Rückenschmerzen. Wir sehen Verwindungen der Wirbelsäule (Skoliose), die wiederum das Iliosacralgelenk blockieren. Das wiederum führt zum Beckenschiefstand mit funktioneller Beinverkürzung. Sie sorgt nun für Statikprobleme in Becken, Knie und Füßen, was zu Knieschmerzen und anderen Problemen führt.

Wir sehen Bandscheibenvorfälle der HWS mit den typischen Taubheitsgefühlen in Armen und Beinen und Myogelosen. Aber leider auch eine Vielzahl von vegetativen Begleitsymptomen, wie diverse Schmerzen, Tinnitus, Schwindel und Depressionen im Endstadium der meist erfolglosen therapeutischen Bemühungen.

Der Tinnitus wird in diesem Zusammenhang als unspezifisches Alarmsignal verstanden und lässt sich durch die CMD-Therapie oft beeinflussen.

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