Artikel 16/05/2016

Kann CMD psychische Ursachen haben?

Team jameda
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Jede somatische Erkrankung, unabhängig davon, ob es sich um Krebs, Warzen oder eine CMD handelt, ist letztendlich immer durch eine Ursache bestimmt. Es sind drei Faktoren, die zusammenkommen müssen, damit ein krankhaftes Geschehen entsteht.

Welche Faktoren spielen bei der Entstehung eines Krankheitsbildes eine wichtige Rolle?

Der „systemische Faktor“, das heißt, der Patient muss eine „Bereitschaft“ haben, um an CMD zu erkranken. Der lokale Faktor - im Bereich CMD sind das „Störungen der Okklusion“ - und ein dritter Faktor, der gern als „Psyche“ beschrieben wird und zu vielerlei Missverständnissen Anlass gibt.

In der Psychologie und Psychiatrie hat sich ein Begriff etabliert, der viel passender ist als der im Bereich CMD gerne genutzte Begriff der „Psyche“, nämlich der Begriff der „Stressresilienz“.

Was versteht man unter Stressresilienz?

Die Stressresilienz ist der Grund, warum bei zwei Patienten mit einer gestörten Okklusion der eine an einer CMD erkrankt und Symptome entwickelt und der andere nicht.

Der nicht erkrankte Patient hat bei ebenfalls bestehenden okklusalen Störungen entweder keine Bereitschaft - auch als „Prädisposition“ bezeichnet - zu erkranken, oder aber einfach eine erhöhte Stressresilienz, im Vergleich zu dem Patienten, der an den Symptomen einer CMD erkrankt.

Dabei ist gerade der Punkt der Stressresilienz sehr variabel und macht verständlich, warum die Symptome einer CMD häufig zeitverzögert, zum Beispiel nach Veränderungen der Okklusion, auftauchen – wie z.B. wenn sich ein Todesfall in der Familie ereignet, der mit der Okklusion oder der Prädisposition gar nichts zu tun hat. Die Prädisposition war in diesem Fall bereits da, die okklusale Störung ebenfalls, nur die Stressresilienz war bei diesem Patienten bisher noch zu hoch und ist durch das Sterbeereignis auf einmal und ohne Vorwarnung zusammengebrochen.

Das Ergebnis einer zu niedrigen Stressresilienz

Der Patient entwickelt auf einmal schleichend Symptome einer CMD: Kopf- und Gesichtsschmerzen, Sehstörungen, muskuläre Verspannungen, Blähungen und viele mehr.

Nun wird diskutiert, ob es im Sinne einer symptomatischen Therapie möglich ist, dieses „CMD-Ereignis“ dadurch zu behandeln, indem man versucht die Stressresilienz wieder zu erhöhen. Die Erfahrung zeigt, dass dies in seltenen Fällen für eine Übergangszeit gelingen kann.

Meist jedoch nicht, weil in Folge des ersten Stressereignisses noch viele weitere folgen, oder aber weil mit zunehmendem Alter ein Phänomen greift, das dazu führt, dass die Stressresilienz im Alter abnimmt.

Wenn man so will, arbeiten beide Phänomene gegen den CMD-Patienten. Nun gibt es Patienten, die in Folge einer psychiatrischen Erkrankung die Strukturen des Kauorgans nachhaltig schädigen - erkennbar ist dies an stark abgeschliffenen Zähnen. Hier ist wohl am ehesten das Phänomen des Bruxismus einzuordnen.

Was genau ist eigentlich Bruxismus?

Bruxismus ist keine CMD! Bruxismus kann möglicherweise die zahnärztlich erkennbare Folge einer psychiatrischen Erkrankung sein.

Diese radikalen Zerstörungen von Zahnhartsubstanzen können dann Ausdruck einer psychiatrischen Erkrankung sein, die zwar in ihrer zahnärztlichen Symptomatik nachfolgend zahnärztlich behandelt werden können, kausal aber nur durch eine psychiatrische Behandlung angegangen werden dürfen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Bruxismus?

Die Möglichkeiten der psychiatrischen Behandlung konzentrieren sich hier vorwiegend auf medikamentöse Interventionen.

Die zahnärztlich rekonstruierenden Maßnahmen sind, in einem derartig gelagerten Fall, nur mit allergrößter Vorsicht vorzunehmen, weil davon auszugehen ist, dass der Patient die im Rahmen einer zahnärztlichen Therapie neu geschaffenen zahntechnischen Rekonstruktionen erneut zerstören wird und weil der psychiatrisch bedingte Bruxismus weiter fortschreitet!

Fazit

Eine Craniomandibuläre Dysfunktion darf auf keinen Fall als eine psychosomatische oder psychiatrische Erkrankung bezeichnet werden, nur weil sich in Folge jahrelanger Schmerzustände bei vielen Patienten auch psychische Beeinträchtigungen einstellen.

Um es konkret zu sagen: Die psychischen Beeinträchtigungen chronisch schmerzkranker CMD-Patienten sind die Folge einer zahnärztlichen CMD-Erkrankung und nicht deren Ursache.

Insofern kommt dem Thema der „Psyche“ - was das Krankheitsbild einer CMD betrifft - zwar die Funktion eines Co-Faktors zu, wie bei jeder anderen Erkrankung auch, aber eben auch nicht mehr.

Kein Arzt würde einen Patienten mit einer Warze zum Psychotherapeuten oder gar zum Psychiater schicken, um abzuklären, in wie weit die Psyche untersucht oder mitbehandelt werden muss.

Denn wir wissen alle, dass nicht jeder, der ohne Badelatschen durch ein Schwimmbad läuft, zwangsläufig hinterher eine Warze mit nach Hause nimmt. Die Symptome mögen andere sein, der pathogene Mechanismus ist der gleiche!

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