Team jameda
Immer häufiger findet das Thema Burnout öffentliche Beachtung – zuletzt in einem „GEO kompakt“ – Heft.
Auch in meiner Praxis habe ich zunehmend Klienten, die einen Burnout erlitten haben oder kurz davor stehen. Kein Wunder, denn bis zu 7% der Erwerbstätigen gelten als Betroffene (also ca. 3 Mio. Menschen in Deutschland).
Offenbar kann die physische und psychische Entwicklung der Menschen mit der Intensität unserer Arbeits- und Lebenswelt nicht mehr Schritt halten. Viele meiner Klienten leiden unter dem Gefühl, nicht mehr als Menschen mit all ihren Besonderheiten und Lebensbedürfnissen wahrgenommen zu werden. Sie bekommen keine Anerkennung mehr und sehen immer weniger Sinn in ihrer Arbeit. Diese Intensivierung und Beschleunigung des Lebens betrifft jedoch nicht nur den Beruf. Etliche meiner Klienten meinen, auch in ihrem Privatleben zahlreiche Dinge tun zu müssen, zu denen sie oft weder die Zeit noch die Kraft haben.
Die meisten haben sich bereits lange vor dem ersten Arztbesuch im Internet über die Symptome des Burnout informiert und sie mit ihren eigenen Symptomen verglichen. Und obwohl viele von ihnen bereits zu diesem Zeitpunkt fast alle Symptome aufwiesen, meinten sie dennoch (zu) lange, ihr Problem allein in den Griff bekommen zu können. Für einige meiner Klienten war erst mit dem vollständigen Zusammenbruch der Punkt erreicht, an dem sie endlich Hilfe annehmen konnten.
Überdurchschnittlich häufig sind diese Klienten sehr leistungsorientiert und/oder sehr auf andere und deren Wohlergehen konzentriert.
Die Hilfe sieht bei jedem Menschen anders aus. Manchen hat es gereicht, die Situation mit jemandem objektiv zu bewerten, zudem mit Meditation und Entspannungsübungen das aktuelle Stresslevel zu verringern und sich wieder auf ihre wesentlichen Interessen zu konzentrieren.
Häufiger jedoch benötigen sie Meditation oder Entspannungsübungen als eine Voraussetzung, um sich mit der Ursache für den Zusammenbruch auseinanderzusetzen zu können.
Sieht man hinter die Fassade, zeigen sich häufig vergleichbare Auslöser: die Suche nach Anerkennung und Aufmerksamkeit. Mittels außergewöhnlicher Leistungen erhofften sie diese Aufmerksamkeit zu erlangen, ohne dass ihnen das je wirklich gelungen ist. Eine Analyse der jahrzehntelang geübten Muster und die gemeinsame Erarbeitung von Methoden, um neue Muster zu etablieren, erweisen sich in diesen Fällen als sehr hilfreich.
Bei einigen jedoch muss man tiefer bohren, und stoßt trotz außergewöhnlicher Leistungen auf ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Sehr oft liegt der Grund für diese mangelnde Selbstliebe in der Kindheit begründet – Eltern, die ihren Kindern immer wieder zu verstehen geben, dass sie nur erwünscht sind, wenn sie etwas leisten, die Liebe und Anerkennung nur dann geben, wenn das Kind in einer positiven Form aufgefallen ist. Oft haben diese Kinder auch die Erfahrung gemacht, dass sie mit Ängsten und Problemen besser allein klarkommen sollten. Bei diesen Betroffenen ist der Versuch, aus dem Ausgebranntsein in ein neues Leben zu finden, oft ein schmerzhafter Prozess. Denn auch eine Kindheit, in der es durchaus zugewandte Eltern gab, eine Kindheit, an die sich die Betroffenen positiv erinnern, kann durch überdurchschnittlichen Leistungsdruck oder nicht kindgemäße Anforderungen ein mangelndes Ich-Bewusstsein erzeugen. Diese Erkenntnis, aber auch die positive Auseinandersetzung mit den Prägungen und Erfahrungen der Eltern, bildet die Basis für ein neues Verständnis ihrer bisherigen Lebenswege. Mit diesem Verständnis finden sie eine neue Herangehensweise an die alten Probleme und setzen neue Prioritäten für ihr Leben.
Wo auch immer die Ursachen für die aktuelle schwierige Situation der Betroffenen liegen, immer bildet das Wissen um den eigenen Wert und um das Eingebundensein in ein größeres Ganzes die Basis für eine Änderung. Oft sind zahlreiche Steine aus dem Weg zu räumen – eine Arbeit, in der man keine Wertschätzung erfährt oder die keinen Sinn ergibt, ein Partner, der das aus der Kindheit bekannte Muster fortsetzt oder sogar die ganzen bisherigen Lebensentwürfe. Die eingangs erwähnten Techniken der Meditation und Entspannung bleiben in der Regel wichtige Begleiter, denn sie helfen, den Menschen auf seinem neuen Weg und in seinem Zusammenhang zu halten.
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