Artikel 22/02/2016

Heißhunger und Erschöpfung: Burnout Teil 1

Team jameda
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In diesem ersten Teil meiner Abhandlung über das Thema Burnout möchte ich explizit darauf verweisen, dass Erschöpfung und „ausgebrannt sein“ kein alleiniges psychologisches Phänomen sind.

Mindestens zur Hälfte sind sie sogar ein körperliches und organisches Phänomen, womit eine Behandlung neben Psychotherapie und Verhaltensänderung über die Regulationsmedizin nicht nur möglich, sondern zwingend erforderlich wird.

Welche Rolle spielt das Essverhalten beim Burnout?

Um diesen Zusammenhang verstehen zu können, möchte ich zunächst die wichtige Komponente Ernährung erläutern.

Im Essverhalten finden sich nämlich Möglichkeiten der Früherkennung und Gegenregulation eines Burnouts. Zu keiner Zeit in der Menschheitsgeschichte war die Menge an frei verfügbarem Zucker so hoch wie in den letzten 4 Jahrzehnten.

Wenn wir die gleichzeitig steigende Anzahl an Fettsucht, Diabetes Typ 2, Demenz und Burn-out ansehen, können wir die Augen nicht verschließen und mögliche, vielleicht sogar sichere Zusammenhänge ignorieren.

Der Mensch im Westen isst zu viel Zucker. Die berühmte Anpreisung, komplexe Kohlenhydrate zum Beispiel in Form von Vollkornprodukten zu konsumieren, ist eine Farce. Die frei verfügbare Menge an Zucker aus einer Scheibe Vollkornbrot übersteigt die in einem Schokoriegel!

Hierzu möchte ich anregen, sich über den Glykämischen Index und die Glykämische Last zu informieren.

Wie verarbeitet der Körper Zucker?

Getreide ist Stärke. Stärke ist hintereinander geketteter Traubenzucker, der schon im Magen in seine Einzelteile zerlegt, ankommt und dort auch schon zum großen Teil in die Blutbahn übergeht.

Der Körper stellt Traubenzucker, zum Beispiel für das Gehirn, selber her. Dafür ist er konzipiert, denn vor 100.000 Jahren gab es keinen Großsupermarkt mit einem skurrilem Überangebot.

Dennoch nehmen die meisten Menschen jegliche Traubenzuckerzufuhr von außen zunächst als willkommen an und es kann bei manch einem regelrecht zu Glücksgefühlen kommen. Dies hat etwas mit der Intensität der Anflut des Zuckers in Blut und Gewebe zu tun sowie der Häufigkeit des Konsums.

Viele Menschen stimulieren sich unterbewusst durch den überhöhten Konsum von frei verfügbaren Kohlenhydraten. Der Stressesser ist ein gutes Beispiel, wie auch der Kummeresser.

Es besteht kaum ein Unterschied zwischen einer Tüte Weingummi oder einer Pizza: Der Körper muss den Zucker, der im Blut ankommt, bis auf ein von der Natur vorgelegtes Regelmaß reduzieren, denn Glucose ist hochreaktiv, bindet an Körpereiweiße, karamellisiert diese und lässt sie unbrauchbar werden.

Die kurzfristige Rettung kommt aus der Bauchspeicheldrüse. Diese schüttet bei Zuckerkonsum Insulin aus, um möglichst rasch den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Dies erfolgt in der Regel im Überschuss, weil der Körper auf Nummer sicher gehen will.

Welche Folgen resultieren daraus?

Die Folge ist ein Unterschreiten des Blutzuckerregelgehaltes, was das Gehirn mit Heißhunger, Fresslust oder einem gravierenden ‘Yeaper’ nach Süßem beantwortet. Unterzuckerung ist eine akute, vitale Bedrohung.

Erstaunlicherweise kann dieser Zustand des „Auf und Abs“ lange vom Körper kompensiert und vorbeugend reguliert werden, denn er kann zur Sicherheit seinen Blut-Kortisol-Spiegel langfristig erhöhen und situativ bei zuckerreichem Essen eine stark erhöhte Ausschüttung aus der Nebennierenrinde zulassen.

Wie beeinflusst Kortisol unseren Körper?

Kortisol erhöht wiederum die Blutzuckerregelgröße und mildert das ungute Gefühl des ‘Hungerastes’. Die mildernde Wirkung von Kortisol auf die Neurotransmitter Adrenalin und Noradrenalin, die für das Zittern und die Unruhe bei Heißhunger aber auch bei Stress und Emotionen verantwortlich ist, geht dann über das Essverhalten auf den Gesamtorganismus über.

Man fühlt sich beruhigt, die Stimmung ist etwas besser. Es ist, wie oben erwähnt, mit der intravenösen Verabreichung einer Droge zu vergleichen. Der erste Kick tut gut. Den nächsten muss man sich schon eher erarbeiten.

Hiermit ist der Brückenschlag zum Thema Burnout getan und es wird deutlich, dass sich der gestresste Mensch über das Essen selber stimulieren kann.

Kortisol ist das ‘Stresshormon’. Es wird vermehrt bei Belastung auf Körper und Seele aus der Nebennierenrinde ausgeschüttet.

Wie kommt es zu einem Burnout?

Bei dauerhafter Belastung, auf welcher Ebene auch immer und auch durch falsches Essverhalten, kann der Regelkreislauf aus Gehirn-Hirnanhangsdrüse-Nebennierenrinde manchmal für Monate oder Jahre einen deutlich erhöhten Kortisol-Spiegel im Blut zulassen.

Dieser Zustand kippt in der Regel, wenn die Anforderungen aus der Innenwelt (Erkrankung, Verletzung, Emotionen, Stoffwechselentgleisung, Medikamente u.ä.) und der Außenwelt (Beruf, Familie, Partnerschaft, Bedrohung, Mobbing u.ä.) noch einmal eine Anpassung erfordern und die Reserven an Kortisol erschöpft sind.

So kann ein von außen betrachteter, auch banaler Auslöser das kompensierte Stress-System zum Kippen bringen und das Burnout-Syndrom vollends ausbilden.

Im 2. Teil meines Artikels zum Burnout werde ich auf die Langzeitfolgen des hohen Kortisol-Spiegels und der gestörten Neurotransmitterregel-Kreisläufe im Gehirn eingehen.

Das Potential, den Kreislauf des Burnout-Syndroms zu durchbrechen, ist nicht ausgeschöpft, so lange die körperliche Ebene der Erschöpfung nicht ausreichend beachtet wird.

Die ideale Therapie vereint das Wiedererlangen der körperlichen Selbstregulation mit der Selbstreflexion in Psychotherapie und Coaching.

Ich möchte betonen, dass es sehr wohl möglich ist, gestärkt und transformiert aus dieser umfassenden Krise herauszukommen.

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