„Vormittags immer Unterricht - nachmittags immer frei“. Nach wie vor wird dieses Vorurteil gepflegt, das mit der Wirklichkeit des Lehrerlebens herzlich wenig zu tun hat. Vielmehr wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen: Lehrer leiden öfter an Burnout als andere Berufsgruppen.
Als Lehrer ist man in einem Netz sich teilweise widersprechender Erwartungen gefangen. Der Lehrer soll es sowohl hochbegabten Überfliegern, Kindern mit ADHS, Inklusionsschülern, den unterschiedlichen Eltern dieser unterschiedlichen Schüler und den ministeriellen Vorgaben der Lehrinhalte in einem ständig wechselnden beruflichen Umfeld recht machen. Dabei versucht er auch noch seinen eigenen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.
Lehrer leben als Erwachsene ständig in einer Welt der Kinder. Hierdurch kommt es zu einem fortwährenden Rollenkonflikt.
Der Psychologe Peter Berger vergleicht es treffend mit folgender Situation:
„Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen. Aber: Viele Lehrer verlangen gerade dieses von sich selbst!“
Erschwerend kommt hinzu, dass Arbeit und Freizeit oft nicht ausreichend getrennt werden kann.
Der „Erfinder des Burnout“, Herbert Freudenberger, beobachtete die Zeichen besonders bei Menschen mit einem hohen Anspruch an sich selbst und entsprechend hohem Engagement. Sie identifizieren sich sehr stark mit ihrer Arbeit, haben dann aber Probleme, mit den zwangsläufig eintretenden Enttäuschungen umzugehen.
Häufig entwickeln sich dann seelische Zeichen, die einer Depression sehr ähneln. Burnout und Depression sind Zwillinge. Beide gehen einher mit einem Gefühl von Nutz- und Sinnlosigkeit, einer sich steigernden Schwäche und Erschöpfung von Körper und Seele und einem unbezwingbaren Gefühl der Hilf- und Hoffnungslosigkeit.
Hier unterscheidet man zwischen dem, was man selber und mit der meist notwendigen psychotherapeutischer Hilfe tun kann und der Unterstützung der Institutionen.
Individuelle Maßnahmen
Neben der beruflichen Belastung hat ein Burnout auch immer etwas mit einem selber zu tun.
Deshalb überprüft man in der Therapie die Grundüberzeugungen, reduziert den Perfektionismus, vermittelt hilfreiche Strukturen und Maßnahmen. Besonders gefährdert wird hierbei die ‘Resilienz’, also die Fähigkeit des Stehaufmännchens, sich wiederaufzurichten.
Institutionelle Hilfen
Die Häufung der psychosomatischen Erkrankungen im Lehrerberuf machten ein Unterstützungsprogramm von Seiten des Arbeitgebers erforderlich. Durch ein Wiedereingliederungsprogramm soll den Lehrern stufenweise die Rückkehr in die Arbeitswelt ermöglicht werden.
Manchmal kann man bei allem Bemühen aber nicht mehr so wie vorher, obwohl man will. Auch hier kann eine psychotherapeutische Begleitung und Unterstützung die Wege aus der Krise zeigen.
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