Team jameda
Ist Burn-out immer ein Job-Problem? Oder können auch ewiger Streit mit den Nachbarn, Konflikte mit dem Partner oder andere private Stressfaktoren dazu führen?
Immer mehr Menschen leiden unter einem Burn-out. Doch längst nicht bei jedem Erschöpfungszustand sind die Überforderungen durch Karriere und Job die Auslöser. In erster Linie sind zwar sehr leistungsorientierte Menschen betroffen. Doch davon unabhängig ist das Ursachenspektrum weitaus vielfältiger und komplexer, als meist angenommen: Nicht selten sind beispielsweise eine lange Arbeitslosigkeit, die intensive Pflege eines kranken Angehörigen oder andere private Probleme der Auslöser. Die Betroffenen geraten so stark unter Druck, dass es zu seelischen Störungen wie einem Burn-out kommt.
Häufig sind auch Streitigkeiten, Trennungen, Sterbefälle, Liebeskummer oder andere emotionale Konflikte im privaten Bereich Auslöser einer Erschöpfungsdepression. Oder begünstigen sie zumindest. Typische Risikofaktoren sind auch etwa fehlende Wertschätzung des Umfelds oder ein Gefühl von Einsamkeit.
Betroffen von einem privaten Burn-out sind alle Generationen. Frauen ‘trifft’ es jedoch häufiger als Männer. Der Grund: Haushalt, Familie und Job – diese stressige Dreifachbelastung vieler Mütter führt oftmals zum Burn-out. Durch die diversen, teilweise miteinander konkurrierenden Rollenanforderungen sind Frauen heute geforderter denn je. Zudem arbeiten weitaus mehr Frauen als Männer in sozialen Berufen. Sie gelten nach wie vor als klassisches Risikofeld.
Laut Müttergenesungswerk empfinden 75 Prozent aller Mütter den ständigen Zeitdruck als Belastung. Durch die Forderungen von Familie, Haushalt und Beruf sind rund zwei Millionen Mütter so erschöpft und ausgelaugt, dass sie als kurbedürftig gelten.
Ein Burn-out zu diagnostizieren ist schwierig. Denn das Gefühl ständig unter Zeitdruck zu stehen und der wachsenden Schnelligkeit des Berufs- und Privatlebens nicht mehr gewachsen zu sein, ist natürlich nicht stets gleichbedeutend mit einem Burn-out. Menschen, die unter einem chronischen Erschöpfungszustand leiden, fühlen sich ausgebrannt, leer und antriebslos. Ihnen fällt es immer schwerer abzuschalten und innere Ruhe zu finden.
Häufig klagen die Betroffenen auch über Schlaflosigkeit, Angstzustände, Hyperaktivität sowie Gefühle der Ohnmacht oder der inneren Leere. Die Betroffenen wirken oft gereizt, zynisch, distanziert und wenig empathisch. Später kommt eine Antriebslosigkeit hinzu, die Ausdruck einer beginnenden Depression sein kann. In der Praxis ist es schwierig, eine klare Trennlinie zwischen Burn-out und Depression zu ziehen. Die Symptome sind komplex und der Forschungsbedarf ist noch riesig.
Ganz wichtig ist es, sich die eigenen Belastungsgrenzen bewusst zu machen. Also darauf zu achten, diese Grenzen einzuhalten und nicht ständig darüber hinauszugehen. Wer versucht, stets alles 150-prozentig zu machen, ist langfristig hochgradig burn-out-gefährdet. Wer es hingegen gelassener und weniger ehrgeizig angeht, der reduziert natürlich auch Erwartungshaltung und Leistungsdruck. Ein weiterer wesentlicher Faktor zur Prävention ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion sowie der Ausgleich bei zu hohen Belastungen. Seien sie privater oder beruflicher Natur (beispielsweise durch soziale Kontakte sowie anregende Freizeitaktivitäten). Einem Burn-out entgegenwirken können auch professionelle Supervisionen, psychologische Hotlines bei Problemen sowie spezielle Präventionsprogramme zur Konflikt- und Stressbewältigung. Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training helfen ebenfalls dabei, ein hohes Stresslevel abzubauen.
In vielen Fällen kann die Psychotherapie, insbesondere die Verhaltenstherapie, hilfreich sein. Standard-Lösungen gibt es aber nicht. Vielmehr muss die medizinische Hilfe auf den Patienten, dessen Arbeits- und Lebensbedingungen sowie die Art der Beschwerden abgestimmt sein. Je früher die Therapie beginnt, desto kürzer meist der Heilungsprozess. Deshalb bei Verdacht auf Burn-out nicht zu lange warten, sondern möglichst bald den Hausarzt konsultieren.
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