Sex nach dem Brustkrebs ist ein Thema, das häufig tabuisiert wird. In den Nachsorgeuntersuchungen wird es totgeschwiegen und weder vom behandelnden Arzt noch von der Patientin angesprochen. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Paare ganz einfach wieder zueinander finden können.
Sie haben eine Brustkrebs-Operation sowie eine Chemotherapie hinter sich und nun haben Sie mit der antihormonellen Therapie begonnen? Nach diesem Behandlungs-Marathon sieht es so aus, als seien Sie wieder in der normalen Welt angekommen. Vielleicht haben Sie gerade auch wieder angefangen zu arbeiten. Von außen betrachtet, ist jetzt eigentlich alles wieder gut.
Sie selbst spüren jedoch, dass sich vieles verändert hat. Sie sind, was Ihre Weiblichkeit betrifft, zutiefst verunsichert. Die Brust, die für Sie ein wichtiges Organ und Symbol Ihrer Weiblichkeit ist, mit der Sie Lust empfunden und genossen haben, mit der Sie vielleicht Ihre Kinder genährt haben, diese Brust war jetzt Ausgangspunkt einer lebensbedrohlichen Erkrankung.
Damit ist natürlich auch Ihre Partnerschaft außerordentlichen Belastungen ausgesetzt. Zunächst stand aber die Behandlung im Vordergrund. Essentielle Fragen wie
tauchten immer wieder auf und ließen keinen Gedanken an Sexualität übrig.
Sie wissen nicht, wie Sie Ihre Brust berühren oder sich im Spiegel anschauen sollen, insbesondere dann, wenn Sie Ihre Brust verloren haben. Aber auch wenn Sie einen Wiederaufbau hatten, wissen Sie vielleicht nicht, wie Sie sich Ihrem Partner wieder zuwenden können.
In der Partnerschaft hatten Sie bestimmte Rituale, die die Brust mit einbezogen haben – und ohne Brust wissen Sie vielleicht nicht, ob Ihr Partner Sie als vollwertige Frau ansieht.
Doch auch Ihr Partner ist zutiefst verunsichert. Angesichts der Schwere und der Dauer Ihrer Behandlung scheut er sich, Ihnen gegenüber sexuelle Wünsche zu äußern.
Grundsätzlich ist es so, dass sich bei Frauen der Wunsch nach Sexualität über Nähe, Zärtlichkeit und Geborgenheit entwickelt. Bei Männern ist es oft umgekehrt, hier ist die Sexualität der Weg zu Nähe und Geborgenheit.
Es kann sein, dass Sie die sexuellen Wünsche des Mannes als Forderung betrachten. Dabei sind diese Wünsche nur Ausdruck seines Interesses an Ihnen und Ausdruck der Nähe zu Ihnen als Frau. Vielleicht sind Sie sich Ihrer Attraktivität als Frau nach Ihren Behandlungen und körperlichen Veränderungen gar nicht bewusst.
Versuchen Sie, die daraus entstehenden Spannungen oder Missverständnisse anzusprechen.
Versuchen Sie, sein Angebot an Sexualität als Interesse an Ihnen als Partnerin und Frau zu sehen. Sollten Sie noch nicht so weit sein, sich Ihm wieder hingeben zu können, sprechen Sie mit ihm über Ihre Gefühle, damit er sich nicht zurückgewiesen fühlt. Erklären Sie ihm, dass Sie verunsichert sind und Angst davor haben, wie er auf Ihren veränderten Körper reagiert, dass er sich vielleicht geschockt abwendet, oder dass er Ihnen in Ihrer eigenen Befremdlichkeit zu nahekommt.
Nach diesem Lebenseinschnitt können viele Paare nicht zu alten Mustern zurückgekehren. Nutzen Sie die Chance für einen Neuanfang Ihrer Sexualität mit Ihrem Partner, entdecken Sie neue erogene Zonen, lassen Sie sich Zeit und gestalten Sie neue Rituale. Dabei kann es notwendig sein, dass Sie zunächst selbst Ihren veränderten Körper akzeptieren und lieben lernen müssen, um überhaupt Erotik zu zulassen.
Versuchen Sie Ihre beschädigte Brust nicht auszusparen oder zu ignorieren. Trauen Sie sich, Ihre Brust oder Narbe nach der Brustentfernung zu berühren, zu streicheln und liebevoll einzucremen. Dann ist es für Sie auch einfacher, Berührungen Ihres Partners anzunehmen. Dabei kann es auch hilfreich sein, seine Hand zu führen. Manchmal braucht es auch mehrere Anläufe. Sehen Sie sich beide als Neulinge und Übende.
Wichtig ist, dass Sie die Sexualität gemeinsam als Teil Ihres Lebens wiederentdecken, denn Sexualität ist eine treibende Kraft und trägt zum Gesundungsprozess bei.
Ein anderes Thema, mit dem die meisten Frauen konfrontiert werden, sind die Nebenwirkungen der Chemotherapie und der antihormonellen Behandlung. Sie sind möglicherweise abrupt in die Wechseljahre gekommen und Geschlechtsverkehr tut Ihnen weh, weil die Schleimhäute, insbesondere die Scheide, trocken ist.
Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt darüber! Es gibt eine Reihe von Medikamenten oder Hilfsmitteln, die zu einer deutlichen Verbesserung des Scheidenmilieus führen. Dabei können Sie sogar auf östrogenhaltige Zäpfchen oder Cremes zurückgreifen, die die Scheide bei einer Anwendung von 1 - 2 Mal pro Woche wieder dauerhaft geschmeidig und feucht machen.
Nutzen Sie Gleitmittel, milchsäurehaltige Gele oder auch Basisöle und bauen Sie diese spielerisch in Ihr Sexleben ein.
Trauen Sie sich im Gespräch mit Ihrem Arzt, der die Nachsorgeuntersuchungen durchführt, über Ihre Lebensqualität und Ihre Sexualität zu sprechen - denn Sexualität verleiht Ihnen Lebensfreude und trägt zur Ihrer Gesundung bei.
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