Artikel 12/07/2013

Botulinum Toxin (Botox®) Anwendungen und Therapiemöglichkeiten

Dr. med. Wolfgang Thriene Allgemeinmediziner (Hausarzt)
Dr. med. Wolfgang Thriene
Allgemeinmediziner (Hausarzt)
botox-behandlung

Die Vorstellung sich Gift gegen Falten spritzen zu lassen, ist vielen Patienten nicht ganz geheuer und sie reagieren daher ablehnend gegenüber dieser Therapie. Dabei ist die Medizin in der Geschichte mit der Anwendung von Giften in ihren Therapiemöglichkeiten gewachsen. Digitalis und Atropin sind z. B. Pflanzengifte, die seit langer Zeit zum Wohl der Patienten eingesetzt werden. Dabei ist hier, wie bei allen Medikamenten, die Dosis ganz entscheidend, ob positive oder negative Wirkungen entfaltet werden.

Auch Botulinum Toxin (Botox®) kann bei sachgerechter Anwendung in der richtigen Dosis viele positive Effekte zeigen. In der ästhetischen Medizin ist die Glättung von mimisch bedingten Gesichtsfalten im oberen Gesichtsdrittel das Haupteinsatzgebiet von Botox®. Dazu zählen die Zornesfalten, quer verlaufende Stirnfalten und Augenfalten (Krähenfüße). Erfahrene Anwender können auch im unteren Gesichtsdrittel Oberlippenfalten oder ein runzeliges Kinn behandeln.

Der Effekt an der mimischen Muskulatur tritt ca. 3 Tage nach der Injektion ein und hält ca. 4-5 Monate an. Bei regelmäßiger Anwendung beobachtet man eine deutliche Verlängerung der Wirksamkeit. Die Injektionen müssen an der geeigneten Stelle und mit der richtigen Dosierung gesetzt werden. Dies erfordert einiges an Erfahrung, um das Gesicht nicht maskenhaft erstarrt erscheinen zu lassen. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube vieler Patienten, dass eine Botoxbehandlung immer einen starren Gesichtsausdruck nach sich zieht. Durch die geschickte Auswahl der Lokalisation der Injektionspunkte, sowie einer angepassten Dosierung, kann ein Therapiekonzept erarbeitet werden, das eine deutliche Glättung der Falten bewirkt, ohne die Mimik zu stark zu beinträchtigen. Es ist gerade die Kunst des behandelnden Arztes, dass ein mit Botox® behandelter Patient nicht sofort als ein solcher erkannt wird.

Die Nebenwirkungen sind bei sachgerechter Anwendung überschaubar und beschränken sich auf kleine Einblutungen und Schwellungen, die aber nach sehr kurzer Zeit zurückgehen. Es ist wichtig, das Dosierungsintervalle von mindestens 4 Monaten eingehalten werden, da es sonst zum Auftreten von neutralisierenden Antikörpern kommen kann, die die Wirkung der Methode zunichtemachen können.

Um optimal von der Faltenglättung mit Botox® zu profitieren, ist es wichtig, die Folgebehandlungen nicht allzu lange auszusetzen. Im optimalen Fall erscheint der Patient kurz nach Wiederherstellung der vollen Beweglichkeit und bei Anzeichen des Wiedererscheinens der Falten. Nur wenn die Haut über einen längeren Zeitraum relativ frei von mimischen Einflüssen liegen kann, kann sie sich gut regenerieren und Pflegprodukte können ihre optimale Wirkung entfalten. Verlängert der Patient die Dosierungsintervalle zu sehr, so kommt esdurch das längere Auftreten der hyperaktiven Mimik, wieder zu negativen Auswirkungen auf die Gewebestrukturen, die dann wieder geschädigt werden. Setzt man die Dosierungsintervalle hingegen so, dass das die Wirkung von Botox® relativ zeitnah ineinandergreift, d.h. alle 5-6 Monate, kann man die schädlichen Einflüsse der mimischen Muskulatur von den Gewebestrukturen fern halten. So kann man den geglätteten Zustand der Haut für viele Jahre erhalten. Weiteren Alterungserscheinungen durch die hyperaktive Mimik wird vorgebeugt. Daher kann die Wirkung von Botox® bei der Faltentherapie nicht nur als therapeutisch, sondern auch als prophylaktisch angesehen werden.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten von Botox® sind das starke Schwitzen an Händen, Füßen oder unter den Achseln (Hyperhidrose). Die Injektion von Botox® an die betroffenen Bereiche bringt das starke Schwitzen für einen Zeitraum von 6-8 Monaten fast vollständig zum Stillstand und eröffnet den betroffenen Patienten ein neues Lebensgefühl. In der Schmerztherapie eröffnen sich Optionen bei der Behandlung von Spannungskopfschmerzen oder der Migräne. Auch bei Narbenschmerzen hat die Injektion von Botulinum Toxin schon seine positiven Wirkungen unter Beweis stellen können. Im sportlichen Bereich gibt es die Anwendungsmöglichkeit beim Tennisellenbogen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Anwendung von Botulinum Toxin in der Hand des erfahrenen Arztes für viele Patienten breite Therapiemöglichkeiten eröffnet und gerade aus dem Bereich der ästhetischen Medizin nicht mehr wegzudenken ist.

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