Artikel 19/10/2018

Blutsturz erkennen: Was dahinter steckt und wie Sie Erste Hilfe leisten

Team jameda
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Ein schwallartiger massiver Blutaustritt aus einer Körperöffnung zeigt eine ernste Erkrankung an und kann tödlich enden. Lesen Sie in diesem jameda Gesundheitsspecial über Ursachen und Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem plötzlichen Blutsturz.

Blut aus Mund, Nase, After oder Vagina

Ein Blutsturz ist eine starke, plötzlich auftretende Blutung aus einer Körperöffnung wie Mund, Nase, After oder Vagina. Der dadurch ausgelöste hohe Blutverlust kann lebensbedrohlich sein, so dass Erste-Hilfe-Maßnahmen und ärztliche Versorgung nötig werden. Je nach Ort der inneren Blutung liegen verschiedene Ursachen vor. Bei Gerinnungsstörungen und Einnahme von Antikoagulantien können Blutungen besonders schwer zu stillen sein.

Lebensgefährlicher Schockzustand

Verliert der Patient bei einem Blutsturz viel Blut, kann es zu einem Volumenmangelschock kommen. Dieser lebensbedrohliche Zustand beginnt mit Anzeichen wie feucht-kühler, blasser Haut und Zittern. Das Herz beginnt schnell zu schlagen und starker Durst tritt auf. Schließlich wird die Atmung schnell und flach, der Puls ist kaum wahrnehmbar und der Patient verliert das Bewusstsein. Organversagen und Herzstillstand sind möglich.

Bei nicht nachlassender Blutung oder drohendem Schockzustand ruft man über 112 den Notarzt. Erste-Hilfe-Maßnahmen richten sich nach der Blutungsquelle und dem Zustand des Patienten. Innere Blutungen kann nur der Arzt stoppen. Dazu stehen verschiedene Techniken zur Verfügung:

  • Unterbinden des Blutgefäßes über eine Naht oder ein Gummiband
  • Verabreichung von gefäßverengendem Adrenalin über eine Tamponade oder Injektion
  • Setzen eines Ballonkatheters
  • Gefäßverschluss durch Koagulation (Gerinnung)

Bluthusten durch erkrankte untere Atemwege

Im engeren Sinn versteht man unter einem Blutsturz den Blutaustritt aus Nase oder Mund. Dabei wird das Abhusten von Blut auch Hämoptyse, Hämoptoe oder Bluthusten genannt. Die Blutungsquelle liegt hier in den unteren Atemwegen. Dabei können im Auswurf nur Spuren von Blut oder größere Mengen an reinem Blut vorhanden sein.

Kleine Blutbeimengungen im Hustensekret kommen vor allem bei leichten Infektionen der Atemwege wie Bronchitis vor. Liegen schwere Lungenerkrankungen vor, können Patienten große Blutmengen von bis zu 600 ml in 24 Stunden aushusten. Zu den Ursachen gehören

  • Lungenkrebs
  • Lungenentzündung
  • Lungenembolie
  • Tuberkulose
  • Bronchiektasie, eine irreversible Ausweitung der Bronchien
  • Verletzungen der Lunge
  • Lungenhochdruck

Was tun bei Bluthusten?

Kleine Mengen von Blut im Hustensekret können Betroffene erschrecken, sind jedoch kein ärztlicher Notfall. Dennoch sollte die Ursache abgeklärt werden. Bei einer Bronchitis treten neben Hustenreiz und Schmerzen hinter dem Brustbein Symptome wie Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber auf.

Eine bakterielle Infektion wird mit Antibiotika behandelt, eine Virus-Bronchitis muss so auskuriert werden. Linderung bringen Inhalationen, Ruhe, Wärmebehandlung, lösende Hustenmittel und ausreichendes Trinken. Hustet der Patient größere Mengen Blut schwallartig aus, ruft man mit 112 den Notarzt.

Wenn erkennbar ist, aus welchem Lungenflügel das Blut austritt, wird der Patient schrägsitzend platziert, so dass der betroffene Lungenflügel unten liegt. Auf diese Weise kann der gesunde Teil der Lunge weiterarbeiten, ohne zusammengedrückt zu werden. Auch das Abhusten von Bronchialsekret und Blut ist so weiterhin möglich.

Droht ein Schockzustand, lagert man die Beine erhöht, um das Blut in die inneren Organe zurückfließen zu lassen. Bewusstlose Patienten werden in die stabile Seitenlage gebracht. Hier sorgen der überstreckte Kopf, der geöffnete Mund und die unter die Wange gelegte Hand dafür, dass Sekret und Blut abfließen können. Das Notfall-Team stabilisiert den Kreislauf und ermöglicht die Atmung. Die Ursache der Blutung wird im Krankenhaus über Röntgen, Computertomografie oder Bronchoskopie ermittelt.

Geplatzte Ösophagusvarizen sind immer ein Notfall

Plötzliches Spucken und Aushusten von Blut kann seine Ursache nicht nur in den unteren sondern auch in den oberen Atemwegen mit Nase, Rachen und Mundraum sowie dem Verdauungstrakt haben. Solche Pseudo-Hämoptysen werden beispielsweise durch geplatzte Krampfadern der Speiseröhre ausgelöst.

Diese geweiteten, zusammengeknäulten Speiseröhrenvarizen bilden sich im unteren Abschnitt der Speiseröhre und in Bereichen des Magens. Sie können leicht einreißen, etwa bei Husten, Pressen oder Erbrechen. Der Patient spuckt dann schwallartig frisches Blut und schwarzen Mageninhalt (Kaffeesatzerbrechen). Das Blut kann dabei auch über die Nase austreten. Man sollte aufrecht etwas nach vorne gebeugt sitzen, damit man ungehindert ausspucken kann.

Da der Blutverlust lebensbedrohlich werden kann, ruft man den Notarzt, der den Kreislauf stabilisiert und die Atmung aufrechterhält. Die blutenden Varizen werden über eine Gummibandligatur verschlossen.

Nasenbluten: Nach 10-20 Minuten wird es gefährlich

Leichtes Nasenbluten wird meist durch verletzte Blutgefäße im vorderen Teil der Nase hervorgerufen. Bei starken Blutungen aus der Nase sind Arterien im hinteren Nasenraum betroffen. Zu den Ursachen für starkes Nasenbluten gehören

  • Verletzungen wie Bruch der Schädelbasis, des Nasenbeins und der Nasenscheidewand
  • Tumore im Nasen-Rachen-Raum
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Gefäßerkrankungen wie Morbus Olser und Purpurea Schoenlein-Henoch

Bei Nasenbluten setzt sich der Betroffene aufrecht hin und beugt den Kopf nach vorne, so dass das Blut über Mund und Nase austreten kann. Das Blut sollte nicht geschluckt werden, da das zu Übelkeit und Erbrechen führt. Mit Daumen und Zeigefinger drückt man die Nasenflügel für 10 Minuten zusammen. In den Nacken legt man ein nasses Tuch oder Kühlpad, um die Blutgefäße zu verengen. Ärztliche Versorgung wird nötig

  • wenn die Blutung nach 10-20 Minuten immer noch anhält
  • bei großem Blutverlust
  • bei Kreislaufproblemen
  • bei Bewusstseinseintrübung
  • bei Verdacht auf einen Bruch im Nasen-Kopfbereich

Wenn die Menstruationsblutung heftig auftritt

Bei plötzlichen massiven Blutungen im Zuge der Menstruation oder außerhalb des Zyklus sollte die Betroffene rasch den Frauenarzt aufsuchen. Treten zusätzlich Kreislaufbeschwerden und starke Schmerzen auf, ruft sie den Notarzt. Um einen Schockzustand zu vermeiden, legt man die Betroffene bis zum Eintreffen des Arztes hin. Ein saugfähiges Handtuch dient als Unterlage.

Zu den Auslösern für starke vaginale Blutungen gehören

  • Hormonstörungen
  • vaginale Entzündungen
  • Polypen, Myome
  • Endometriose
  • Krebserkrankungen

Komplikationen bei der Geburt

Starke Blutungen während der Schwangerschaft und Geburt treten hauptsächlich aufgrund von Plazentakomplikationen auf. Dabei kann sich die Plazenta noch vor der Geburt klein- bis großflächig von der Gebärmutterwand ablösen.

Löst sich die Plazenta großflächig ab, sammelt sich viel Blut im Gebärmuttergewebe, das auch als massive Blutung aus der Vagina austreten kann. Warnsignale für starke innere Gebärmutterblutungen sind

  • Schmerzen im Unterleib
  • Angst
  • Herzrasen
  • Blaufärbung der Lippen durch Sauerstoffmangel
  • Bewusstseinstrübung

Mutter und ungeborenes Kind müssen sofort medizinisch versorgt werden, um Blutverlust und Sauerstoffmangel beim Kind zu vermeiden. Manchmal wird ein Kaiserschnitt nötig. Wird der Mutterkuchen nach der Geburt nicht vollständig ausgestoßen, kann das zu Nachblutungen, Entzündung und Infektionen führen. Deshalb kontrollieren Hebamme bzw. Arzt nach der Geburt die Ablösung der Plazenta. Eine unvollständige Nachgeburt kann durch medizinische Handgriffe, Medikamente oder eine Ausschabung behoben werden.

Blutung aus dem After

Blutungen aus dem After können viele Ursachen haben. Dabei sollten auch schon Spuren von Blut ärztlich abgeklärt werden. Oft sind Hämorrhoiden der Auslöser dafür. Bei massivem Blutaustritt besteht Schockgefahr, so dass hier der Notarzt gerufen werden muss. Als Ursachen sind u. a. möglich

  • Magengeschwür
  • Ösophagusvarizen
  • Polypen
  • Divertikel
  • Darmkrebs
  • entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
  • Infektionen z. B. mit Amöben, Shigellen oder Milzbranderregern

Starke Blutungen werden mittels Koagulation (Gerinnung), Abbinden oder Ballonkatheter gestoppt. Die Grunderkrankung wird behandelt, um weitere Blutungen zu verhindern.

Blase: Blut statt Urin

Wenig Blut im Urin ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Mehr Blut färbt den Harn rötlich. Oft steckt hier eine Blasenentzündung oder hohe körperliche Belastung dahinter. Starker Blutaustritt deutet auf eine ernste Verletzung der Harnwege bzw. eine fortgeschrittene Erkrankung hin. Dazu zählen

  • innere Blutungen durch Unfall oder OP
  • Nieren- oder Blasensteine
  • Nierenbeckenentzündung
  • Polypen oder Zysten
  • Krebs an Blase, Niere oder Prostata

Starker Blutverlust und schlechte Allgemeinverfassung des Patienten verlangen nach einem Notarzt. Er stabilisiert den Kreislauf. Der Ort der Blutung wird in der Notaufnahme per Ultraschall und Blasenspiegelung ermittelt.

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