Team jameda
Blut im Urin kann das erste Symptom von Blasenkrebs sein. Zwar ist rötlicher Urin immer ein Alarmsignal, aber meistens steckt eine harmlose Störung dahinter. Erfahren Sie, welche Ursachen infrage kommen und was nun zu tun ist.
Rötlich bis bräunlich gefärbter Urin deutet auf Blut hin („Hämaturie“) und muss immer medizinisch geklärt werden. Außer …
Blut verfärbt den Urin, weil es rote Blutkörperchen oder deren Bestandteil Hämoglobin enthält. Das Symptom nennen Ärzte „Makrohämaturie“.
Allerdings verfärbt sich der Urin schon bei sehr kleinen Blutmengen: Ein halber Milliliter Blut lässt einen Liter Urin schon rötlich erscheinen. Manchmal ist die Blutmenge aber auch so gering, dass sie nicht sichtbar ist. Diesen Befund nennen Ärzte „Mikrohämaturie“. Eine Mikrohämaturie wird bei einer mikroskopischen Urinuntersuchung im Labor oder mit speziellen Teststreifen nachgewiesen.
Gehen Sie sofort zum Arzt, wenn Sie Blut im Urin entdecken! Er wird mit Ihnen das Hauptsymptom, eventuell weitere Anzeichen und vergangene Erkrankungen besprechen.
Er setzt zusätzliche Diagnoseverfahren wie zum Beispiel Urin- und Ultraschalluntersuchungen, Röntgenaufnahmen, Blasenspiegelungen, Computer- oder Magnetresonanztomografien und bei Bedarf Biopsien vor.
Blut im Urin kann unterschiedliche Gründe haben. Hier die wichtigsten in der Übersicht.
Entzündungen
Keime, die über die Harnröhre eindringen und nach oben wandern, können Entzündungen der Harnblase oder der Harnröhre auslösen. Bei Frauen kommen Blasenentzündungen öfter vor als bei Männern, weil sie eine kürzere Harnröhre haben. Verantwortlich für die Beschwerden sind meistens Darmbakterien.
Darüber hinaus ist eine Blasenentzündung auch ohne Keime möglich. Sie wird ,interstitielle Zystitis‘‘ genannt.
Keime wandern manchmal aber auch bis zur Niere und verursachen eine Entzündung des Nierenbeckens, auch ,Pyelonephritis‘‘ genannt. Diese Krankheit äußert sich nicht nur mit Blut im Urin, sondern auch mit Schüttelfrost, Fieber, Übelkeit und Druckschmerzen im Nierenbereich.
Die Nierenentzündung, auch ,Glomerulonephritis‘‘ genannt, betrifft nicht den Eingangsbereich der Niere, sondern das Nierenmark. Sie wird nicht von Keimen, sondern vom eigenen Abwehrsystem verursacht und kann auf Dauer Nierenschäden herbeiführen. Gemeinsames Symptom der Nierenbecken- und Nierenentzündung ist Blut im Urin.
Bei Entzündungen sind oft nicht nur rote, sondern auch weiße Blutkörperchen im Urin, die es trüb erscheinen lassen und manchmal weiße Flocken bilden. Auch bei Nierensteinen und bei Diabetikern kommt trüber, flockiger Urin vor.
Gegen bakterielle Entzündungen werden Antibiotika verabreicht und gegen häufig auftretende Blasenentzündungen gibt es eine Impfung.
Systemerkrankungen und Co.
Wenn Bluthochdruck und die Zuckerkrankheit nicht ausreichend behandelt werden, führen sie langfristig zu Nierenschäden, die sich mit Hämaturie äußern.
Erkrankungen des Abwehrsystems, wie Lupus erythematodes und die Wegener-Granulomatose, verursachen manchmal Nierenentzündungen, die die Durchlässigkeit der Nierenfilter beeinflussen, so dass rote Blutkörperchen ins Urin gelangen.
Gegen systemischen Erkrankungen des Abwehrsystems helfen Kortison und Immunosuppressiva.
Andere mögliche Ursachen für Blut im Urin:
Weitere mögliche Ursachen bei Männern
Weitere mögliche Ursachen bei Frauen
Ursachen bei Kindern
Steine und Zysten, Divertikel und Tumoren
Nieren-, Blasen- und Harnleitersteine entstehen aus Bestandteilen des Harns, die Kristalle bilden. Sie wandern von oben nach unten und bleiben immer wieder stecken, wobei sie die Schleimhaut leicht verletzten. Blutiger Urin ist die Folge. Die Steine können minimalinvasiv entfernt oder mit Schallwellen zertrümmert werden.
Nierenzysten sind Hohlräume in der Niere, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Sie verursachen meistens keine Probleme, können aber aufbrechen, was sich mit Schmerzen und Blut im Urin äußert.
Divertikel sind Ausbuchtungen, während Polypen gutartige Wucherungen an der Wand der Blase oder der Harnröhre sind. Beide führen zu Blut im Urin und können minimalinvasiv entfernt werden.
Blasen- und Nierenkrebs sind auch mit diesem Symptom verbunden. Ärzte behandeln sie mit einer OP oder mit Chemo- bzw. Strahlentherapie.
Blut im Urin ist meist das erste Anzeichen eines Blasenkrebses. Weitere Symptome sind Beschwerden beim Wasserlassen, bei fortgeschrittenem Krebs auch Schmerzen in den Flanken. Sie entstehen, wenn geronnenes Blut die Harnröhre verstopft, was wiederum zu Harnstau führt.
Risikofaktoren und Häufigkeit
Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung des Blasenkrebses sind Rauchen und bestimmte Chemikalien, die aromatische Amine genannt werden und in der Vergangenheit in der chemischen Industrie, der Gummi-, Textil- und Lederindustrie sowie im Malerhandwerk eingesetzt wurden. Weitere Risikofaktoren sind chronische Blasenentzündungen, Schmerzmittelmissbrauch, die Infektion mit Schistosomen und Chemotherapien mit Wirkstoffen, die gegen Leukämien, Brust- und Eierstockkrebs helfen.
Das Blasenkrebs-Risiko steigt mit dem Alter: Zum Zeitpunkt der Diagnose ist nur jeder fünfte Patient jünger als 65 Jahre. Im Schnitt sind Männer bei der Diagnosestellung 72 Jahre und Frauen 74 Jahre alt. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Diagnose
Zur Diagnostik sind ein Urin-Test, die Ultraschalluntersuchung des Bauches und die Blasenspiegelung hilfreich, wobei ein optisches Gerät über die Harnröhre in das Innere der Blase eingeführt wird. Ausschlaggebend für die Diagnose ist die Biopsie, bei der eine Gewebeprobe unter dem Mikroskop untersucht wird.
Nach Bestätigung der Diagnose sind weitere Untersuchungen nötig, damit der Arzt mögliche Metastasen feststellen kann. Die Untersuchungen beinhalten einen Ultraschall der Leber, ein Röntgenbild des Brustkorbs, eine Computer- oder Magnetresonanztomografie des Bauches oder eine Knochenszintigrafie.
Behandlung
Die Behandlung ist von der Größe, der genauen Lage, der Ausbreitung und der Aggressivität des Tumors abhängig. Wenn es sich um einen oberflächlichen Krebsbefall handelt, kann er minimalinvasiv entfernt werden. Dann folgt eine örtliche Chemotherapie, wobei Medikamente durch die Harnröhre in die Blase eingeführt werden.
Ist der Blasenkrebs tiefer in die Blasenwand eingedrungen, müssen die Blase ganz oder teilweise, die nahegelegenen Lymphknoten, die Prostata, die Samenblase oder die Gebärmutter, der Eierstöcke und ein Teil der Scheidenwand und der Harnröhre entfernt werden. Anschließend legt der Chirurg einen künstlichen Ausgang an, über den der Urin nach außen abläuft. Andere Behandlungsmöglichkeiten sind die Chemo- und die Strahlentherapie.
Die Lebenserwartung beträgt für 76 Prozent der Männer und für 70 Prozent der Frauen zum Zeitpunkt der Diagnose 5 Jahre.
Fazit
Sie haben beim Urinieren rotgesehen? Kein Grund zur Panik. Wenn Sie rote Beete gegessen haben, lehnen Sie sich zurück: Das ist normal. Wenn nicht, gibt es duzende mögliche Ursachen, die sich mit Blut im Urin äußern. Blasenkrebs ist nur eine davon. Gehen Sie zum Arzt und lassen Sie sich untersuchen!
Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs
Blasenkrebs - „Blauer Ratgeber“ der Deutschen Krebshilfe
www.urologenportal.de - Website des Berufsverbands der Deutschen Urologen und der Deutschen Gesellschaft für Urologie
Deutsche Krebshilfe
Österreichische Krebshilfe
Krebsliga Schweiz
Deutsches Krebsforschungszentrum
Informationen über Blasenkrebs auf der Website des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums
Deutsche Krebsgesellschaft
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