Heilpraktiker haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Benedikt van Almsick interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Heilpraktiker.
jameda: Herr van Almsick, was hat Sie motiviert, Heilpraktiker zu werden?
Herr van Almsick: Ich habe mit 19 Jahren einen Heilpraktiker kennengelernt, von dem ich sehr fasziniert war. Schon damals hatte ich den Wunsch, selber Heilpraktiker zu werden. Leider fehlte mir das Geld für die Ausbildung und ich hatte noch nicht das Mindestalter. Deshalb habe ich zunächst den Weg in einen anderen Beruf gewählt, aber mich trotzdem schon ständig mit naturheilkundlichen Themen und Ernährung beschäftigt. Durch meinen stressigen Beruf im IT-Umfeld hatte ich später Alter und Geld für die Ausbildung zum Heilpraktiker, aber nicht mehr die Zeit. Erst durch meine eigene MS-Erkrankung wurde ich an meinen ursprünglichen Wunsch erinnert und machte die Ausbildung.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr van Almsick: Ich liebe meine Arbeit und habe das Gefühl, dass die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben immer mehr verschwimmen. Wenn ich im Lotto gewinnen würde, würde ich weniger, aber nicht anders arbeiten.
Herausfordernd finde ich, dass ich nicht allen Patienten helfen kann. Jeder Mensch ist einzigartig und benötigt deshalb auch eine eigene Ansprache/Behandlung. Die perfekte Lösung kann ich nicht in jedem Fall bieten.
Trotzdem bemühe ich mich, dann alternative Behandlungsformen und Behandler zu empfehlen. Das Wohl der Patienten steht für mich an erster Stelle.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr van Almsick: Leider ist nicht jedem klar, was ein Heilpraktiker überhaupt ist, was er darf und wie viele unterschiedliche Heilpraktiker mit unterschiedlichen Behandlungsformen es gibt. Viel zu häufig wird „Heilpraktiker“ mit „Homöopath“ gleichgesetzt. Nicht nur von potenziellen Patienten, sondern sogar von Presse und Politik. Auch wird häufig die Ausbildung von Heilpraktikern bemängelt. Hier gibt es sicher strittige Themen, aber genauso wie es gute und schlechte Ärzte gibt, gibt es auch gute und schlechte Heilpraktiker. Patienten kommen in der Regel als Selbstzahler zu mir – das würden sie nicht über Jahre mitmachen, wenn ich Ihnen nicht helfen würde.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr van Almsick: Da kann ich gut mitreden. Mein Hauptschwerpunkt, die Multiple-Sklerose-Therapie, ist das beste Beispiel. Die Krankheit ist unheilbar und oft dauert es mehrere Jahre, bis eine Wirkung der Therapie spürbar wird. Manchmal reichen auch Jahre nicht aus, weil es nicht DIE Therapie für JEDEN Patienten gibt. Ich empfehle immer, mindestens ein paar Monate durchzuhalten. Dann sollte sich zumindest das Gefühl entwickelt haben, dass diese Behandlung für den Patienten eine Verbesserung bewirkt – häufig erst einmal auf emotional-psychischer Ebene. Zudem berate ich immer darüber, was der Patient selbst tun kann. Eine Lebensveränderung ist oft notwendig und die beste Therapie!
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr van Almsick: Meine Therapiepläne sind Empfehlungen und meine Patienten sind erwachsen. Insofern darf jeder Patient seine eigene Meinung haben und meinen Therapieplan verändern oder auch komplett ablehnen. Natürlich möchte ich das wissen und auch erfahren, was der Patient ansonsten gegebenenfalls für weitere Therapien macht. Gemeinsam mit dem Patienten versuche ich eine Lösung zu finden, die der Patient in sein Leben integrieren und davon bestmöglich profitieren kann.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr van Almsick: Das ist eine schwere Frage. Zuerst wollte ich antworten, dass gesetzliche Krankenkassen auch Heilpraktiker bezahlen sollten. Allerdings sollten dann auch Gebührenziffern für zeitintensive Gespräche/Beratungen ausreichend bezahlt werden.
Zusätzlich würde ich das unsinnige Verbot für Ärzte aufheben, mit Heilpraktikern zusammenzuarbeiten! Ich bin überzeugt, dass Ärzte und Heilpraktiker viel mehr für Patienten tun könnten, wenn sie intensiv zusammenarbeiten würden. Ich spreche viel mit Ärzten und sitze auch oft gemeinsam in Fortbildungen – warum bekämpfen wir uns?
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr van Almsick: Dies kann ich nicht pauschal beantworten. Jeder Mensch ist anders und trotz Leitlinien und Standards macht jeder Arzt an den Stellen, die ihm wichtig sind, doch etwas anders. Genauso arbeitet auch jeder Heilpraktiker anders. Das ist auch gut so, denn so kann jeder Patient SEINEN Arzt und/oder Heilpraktiker finden.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr van Almsick: Ich wende hauptsächlich Therapieverfahren an, die sich seit vielen Jahren etabliert und weiterentwickelt haben. Die Akupunktur z. B. ist mehrere Tausend Jahre alt und immer noch sehr aktuell und effizient. Natürlich setze ich auch Geräte ein, wenn mir dies sinnvoll erscheint. Aber sowohl das Vitalwellengerät als auch das Gerät zur Oxyvenierung ist bereits seit Jahrzehnten auf dem Markt. Gerade wenn sich Geräte über Jahrzehnte praktisch nicht verändern, ist dies für mich ein Zeichen dafür, dass es ausgereift ist und keine Modeerscheinung.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr van Almsick: Ja, da gibt es viele! Z. B. eine Ärztin, die aufgrund von Ängsten und Depressionen bei mir in Behandlung war und so angetan von meiner Behandlung war, dass sie ihre Arbeit in einem Krankenhaus aufgegeben und ihr Leben komplett verändert hat.
Oder eine Neurologin, die selbst an MS erkrankt ist und sich dann zu mir in die Behandlung begeben hat, weil sie die Standard-MS-Therapie nicht mitmachen wollte.
Aber am meisten bleiben mir die Patienten im Kopf, die ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen und durch Lebensveränderungen deutliche Verbesserungen, selbst bei unheilbaren Erkrankungen, erreichen!
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr van Almsick: Wir sind selbst für unsere Gesundheit verantwortlich. Wenn wir erkranken, hat dies mit unserem Leben zu tun. Die Lösung kann es nicht sein, Medikamente zu nehmen und unser Leben unverändert so fortzuführen. Genauso kann auch ich mit Akupunktur nur den Anstoß geben – handeln muss der Patient aber selbst.
Zur Person
Benedikt van Almsick hat seine eigene MS-Erkrankung zum Anlass genommen, Heilpraktiker zu werden. Seit inzwischen mehr als 15 Jahren behandelt er größtenteils Patienten, die an Autoimmunerkrankungen leiden. Mit viel Zeit und Empathie hilft er seinen Patienten bei einem guten Umgang mit der Krankheit.
Zur Praxis
Die Praxis von Heilpraktiker Benedikt van Almsick liegt im Kölner Süden im Stadtteil Bayenthal. Mit viel Liebe ist diese Praxis so gestaltet, dass sich Patienten und Behandler hier wohlfühlen können.
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