Artikel 01/12/2019

Behandlung bei Wirbelbruch mit Vertebroplastie und Kyphoplastie

Dr. med. Reinhard Schneiderhan Orthopäde & Unfallchirurg, D-Arzt
Dr. med. Reinhard Schneiderhan
Orthopäde & Unfallchirurg, D-Arzt
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Ein Wirbelkörperbruch kann durch einen Unfall oder aufgrund einer Erkrankung, wie Osteoporose, entstehen. In der Regel sorgt der Bruch beim Patienten für starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen – eine Behandlung ist daher unerlässlich.

Insbesondere instabile Wirbelkörperfrakturen kann der Orthopäde meist nicht konservativ behandeln, da die Gefahr einer Rückenmarksverletzung besteht. Dank Kyphoplastie und Vertebroplastie kann die OP jedoch in der Regel minimalinvasiv durchgeführt werden.

Anzeichen eines Wirbelkörperbruchs

Am häufigsten sind die Lendenwirbelsäule (LWS) und die Brustwirbelsäule (BWS) von Wirbelbrüchen betroffen. Die Schmerzen setzen meist plötzlich ein und können ganze Wirbelsäulenabschnitte betreffen.

Neben Bewegungseinschränkungen klagen Patienten oft über ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen. In akuten Fällen können auch Lähmungserscheinungen auftreten. Besonders bei Wirbelbrüchen der LWS treten Harn- und Stuhlinkontinenzen auf.

Ablauf einer Vertebroplastie bei gebrochenen Wirbelkörpern

Der minimalinvasive Eingriff wird unter Narkose in Bauchlage durchgeführt. Dank feiner Punktionsnadeln werden das Gewebe und die Muskulatur rund um den gebrochenen Wirbel bestmöglich geschont.

Über das so genannte Pedikel kann die Punktionsnadel vorsichtig in den gebrochenen Wirbelkörper geführt werden. Das geschieht in der Regel unter Röntgenkontrolle. Über die Nadel wird nun der beschädigte Wirbelkörper mit flüssigem Knochenzement gefüllt. Unter Hitzeeinwirkung härtet dieser aus und stabilisiert den Wirbel so dauerhaft, ohne die Beweglichkeit der Wirbelsäule einzuschränken.

Behandlung des Wirbelkörperbruchs mittels Kyphoplastie

Die Kyphoplastie stellt eine Weiterentwicklung der Vertebroplastie dar und kommt insbesondere bei stark deformierten Wirbeln zum Einsatz. Meist entstehen diese Wirbelbrüche aufgrund einer Osteoporose.

Der Zugang erfolgt wie bei der Vertebroplastie in Bauchlage und unter Vollnarkose. Bevor jedoch der Knochenzement in den Wirbelkörper eingebracht wird, richtet der Orthopäde den beschädigten Wirbelkörper mit Hilfe eines Ballons wieder auf. Sobald der Orthopäde das gewünschte Ergebnis erreicht hat, entfernt er den Ballon wieder und füllt dann den Wirbel mit Knochenzement auf.

Verhalten nach der Behandlung

Nach der Behandlung mittels einer Vertrebroplastie oder Kyphoplastie muss der Patient eine Stunde Bettruhe wahren, damit der Knochenzement gut aushärten kann. Bereits kurze Zeit nach dem Eingriff lassen die Schmerzen in der Regel nach und der Patient erhält seine Bewegungsfreiheit zurück.

Einige Wochen nach dem Eingriff können physiotherapeutische Übungen muskuläre Verspannungen lösen und die Beweglichkeit des Patienten weiter verbessern. Nach 1-2 Wochen können Patienten wieder ihrer Arbeit nachgehen. Erst nach sechs Wochen sollten sie wieder schwere Lasten heben.

Mögliche Nebenwirkungen

Neben den üblichen Risiken, die jeder Eingriff mit sich bringt, besteht bei einer Kyphoplastie bzw. Vertebroplastie die Möglichkeit, dass Knochenzement aus dem Knochen austritt. Das ist für den Patienten im Wesentlichen unproblematisch, solange die Partikel nicht in die Venen gelangen und sie verstopfen. In diesen Fällen besteht die Gefahr einer Embolie. Bei präziser und umsichtiger Arbeitsweise ist das Risiko für austretenden Knochenzement jedoch sehr gering.

Zu den Behandlungen

Indikation:

Bei Wirbelkörperbrüchen ohne Beteiligung der Hinterkante

Behandlungsdauer:

Etwa 45 Minuten

Schmerzen:

Nein, im Gegenteil: Nachlassen der Schmerzen direkt nach durchgeführter Behandlung

Anästhesie:

Lokale Betäubung oder Narkose

Krankenhausaufenthalt:

1-2 Tage

Arbeitsunfähigkeit:

1-2 Wochen

Verhaltenstipps nach der Behandlung:

Ruhe und vorsichtige Bewegung, auch wenn die Schmerzfreiheit zu viel Bewegung verleitet

Risiken:

Narkoseunverträglichkeit, Schwellungen und Blutergüsse, Embolie durch Knochenzementaustritt

Erfolgsraten:

Bei osteoporosebedingten Brüchen, die in den ersten Monaten versorgt werden: 80-90 %, später 60-70 %

Nachsorge:

kurzzeitige Schonung der Wirbelsäule, später CT zur Kontrolle

Langzeitwirkungen:

Schmerzreduktion bis Schmerzfreiheit durch stabilisierten Wirbelkörper

Folgen bei ausbleibender Behandlung:

Insbesondere bei instabilen Brüchen kann eine Schädigung des Rückenmarks auftreten – hieraus können Lähmungen entstehen – in diesen Fällen muss offen operiert und stabilisiert werden

Behandlungsalternativen:

offene Operation mit Versteifung

Selbsthilfe/Hausmittel:

Nein

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