Team jameda
Nach 40 Stunden Sauerstofftherapie in einer Hyperbarkammer reagierten autistische Kinder wacher, waren bei sozialen Interaktionen signifikant aktiver und hielten Augenkontakt, das wurde erstmals durch eine kontrollierte, doppelblind angelegte Multicenterstudie in den USA festgestellt. Die hyperbare Sauerstofftherapie war für die autistischen Kinder ohne Nebenwirkungen und wurde gut vertragen.
Autismus, eine Krankheit mit steigender Tendenz
Die Zahl der Kinder mit Autismus, Asperger Syndrome oder Autismus-Spektrumsstörungen (ASD) ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. In den letzten zehn Jahren verzeichneten Studien einen zehnfachen Anstieg, der nicht alleine mit besserer Diagnostik erklärbar ist.
Verschiedene Ursachen stehen in der Diskussion, unter anderem neurologische Entwicklungsstörungen durch Umweltchemikalien, Schwermetalle und genetische Faktoren. Die Krankheit zeigt sich zumeist im frühen Kindesalter und wird von der WHO als tiefgreifende Entwicklungsstörung angesehen. Kinder, die darunter leiden, fallen insbesondere durch Schwächen in der sozialen Interaktion auf, sie haben leichte bis extreme Schwierigkeiten, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren, oft fallen sie auch durch stereotype Verhaltensweisen auf. Viele der autistischen Kinder leiden zusätzlich unter gastrointestinalen Symptomen, Problemen mit dem Immunsystem, Allergien und zahlreichen biochemischen Anomalien.
Sauerstofftherapie für autistische Kinder
An sechs US Zentren für Autismus bekamen 62 Kinder zwischen zwei und sieben Jahren vierzig Stunden lang eine 24%ige Sauerstofftherapie in einer Hyperbar-Druckkammer bei 1.3 atm. Die Behandlungseinheiten von jeweils einer Stunde wurden zweimal täglich auf fünf Tage pro Wochen über einen Monat verteilt. Die Kontrollgruppe erhielt nur Raumluft ohne zusätzliche Sauerstoffgabe in der Druckkammer (ca. 21% Sauerstoffgehalt) ebenfalls in vierzig einstündigen Sitzungen.
Signifikante Verbesserung bei autistischen Kindern festgestellt
Kinder, die an der Behandlung mit Sauerstoff in einer hyperbaren Druckkammer teilnehmen durften, zeigten in allen Funktionen signifikante Verbesserungen. Sie waren aufnahmefähiger für Sprache, soziale Interaktion, Augenkontakt und sensorische als auch kognitive Aufmerksamkeit. Sie gaben sich auch weitaus weniger irritiert. Prozentual gesehen profitierten 80% der mit Sauerstoff behandelten Kinder, im Gegensatz zu 38% der Kinder aus der Kontrollgruppe, stark bis sehr stark durch die Therapieform.
Die leichte Verbesserung bei der Kontrollgruppe kann, laut des Wissenschaftlerteams, dadurch zustande gekommen sein, weil diese Kinder ebenfalls einen leichten Druck in der Druckkammer erhalten hatten, was auch zu einer Verminderung der pro-entzündlichen Zytokinfreisetzung führen kann. Eine völlige Placebobehandlung war aufgrund des Studiendesigns (Verwendung einer hyperbaren Druckkammer) nicht möglich.
Eine post-hoc Analyse indizierte, dass Kinder in einem Alter über 5 Jahre und Kinder mit schwächerem initialen Autismus die beständigsten Verbesserungen aufwiesen.
Die Wissenschaftler vermuten, dass der Erfolg daran liegen kann, dass Sauerstoff Entzündungen im Gehirn reduziert und den Blutfluss steigert. Vorherige Studien hatten belegt, dass bei einem Großteil der autistischen Kinder eine Minderdurchblutung des Gehirns vorliegt.
Das multizentrische Forscherteam erläuterte, dass man noch nicht wisse, ob der festgestellte Effekt anhaltend sei, dazu sei es noch zu früh, aber das, was bisher beobachtet wurde, spräche sehr für die Therapie.
Eine Therapie auch für Zuhause?
In Amerika gewinnt hyperbare Sauerstofftherapie gerade an Popularität. Es gibt schon Eltern, die eine solche Sauerstoffkammer für ihr Kind kaufen. Sie kostet dort zwischen 14000 und 17000$. Der Studienleiter gibt sich jedoch verhalten und meinte, es sei noch zu früh, um von einem totalen Durchbruch zu sprechen. Er gab sich noch skeptisch, indem er sagte, es sei keine Heilung, nur eine Verbesserung die man festgestellt hätte.
Ein Hoffnungsschimmer
Selbst wenn die hyperbare Sauerstoff-Therapie für autistische Kinder zwar keine Heilung bringt, aber signifikante Verbesserung, dann ist es immer noch eine sehr hoffnungsweckende Therapieform, insbesondere, weil keine Nebenwirkungen während der Multicenterstudie beobachtet wurden. Hyperbare Sauerstofftherapie ist auch in Deutschland in Kliniken und bei verschiedenen niedergelassenen Therapeuten möglich.
Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. März 2009
Literatur:
Daniel A Rossignol, Lanier W Rossignol, Scott Smith, Cindy Schneider, Sally Logerquist, Anju Usman, Jim Neubrander, Eric M Madren, Gregg Hintz, Barry Grushkin and Elizabeth A Mumper. Hyperbaric treatment for children with autism: a multicenter, randomized, double-blind, controlled trial. BMC Pediatrics, (in press) März 2009
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