Team jameda
Folsäure- und Vitamin-B12-Mangel ist am Anfang klinisch unauffällig, führt aber langfristig zu Blutarmut und bleibenden neurologischen Schäden. Lesen Sie hier, wie sich niedrige Folsäure- und Vitamin-B12-Werte auswirken und wie Sie vorbeugen können.
Vitamin-B12 aktiviert die Folsäure in den Zellen, die jetzt erst biologisch wirksam wird und DNA aufbaut. Steht dem Körper zu wenig Vitamin-B12 zur Verfügung, verzögern sich die Folsäure-Aktivierung und dadurch auch der Aufbau der DNA.
Wird das Erbgut nicht mehr richtig gebildet, sind die Zellteilung und die Reifung der blutbildenden Stammzellen im Knochenmark beeinträchtigt. Das führt zu einer megaloblastären Anämie, einer Form von Blutmangel, bei der die roten Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt, zu groß sind.
Das Vitamin-B12 hat auch andere wichtige Aufgaben. Es baut und erhält Nervenzellen und bildet sogenannte Neurotransmitter, die Reize von einer Nervenzelle zur anderen übertragen. Fehlt Vitamin-B12, kommt es zu neurologischen Problemen.
Darüber hinaus ist Vitamin-B12 notwendig, um Homocystein in Methionin umzuwandeln. Bei Vitamin-B12-Mangel sammelt sich zu viel Homocystein im Blut, weil es nicht schnell genug abgebaut wird, was zur Arteriosklerose und Thrombosen führt.
Der minimale Vitamin-B12-Tagesbedarf sind 2,5 µg, wobei Schwangere bis zu 6 µg B12 pro Tag brauchen. Körperspeicher, wie zum Beispiel die Leber, können ungefähr 4 mg Vitamin-B12 aufnehmen, was für 3 bis 6 Jahre reicht.
Vitamin-B12 ist fast ausschließlich in tierischen Produkten enthalten, wie zum Beispiel in Fleisch, Milch, Käse und Eiern. Die Leber ist besonders reich an Vitamin-B12.
Hauptquellen der Folsäure sind Obst, Gemüse und Vollkornprodukte. Doch Vorsicht: Folsäure ist labil und wird beim Kochen zerstört.
Der Mensch braucht mindestens 50-100 µg Folsäure pro Tag. Speichern kann der Körper 5 bis 20 mg, die Hälfte davon wird in der Leber eingelagert. Das ist nicht viel und deswegen kann ein Mangel schon nach wenigen Monaten auftreten.
Besonders wichtig ist es, während der Schwangerschaft genug Folsäure aufzunehmen, weil der Bedarf steigt und ein Mangel das Risiko erhöht, dass sich das Nervensystem des Embryos nicht richtig entwickelt.
Ursachen eines Folsäuremangels:
Ursachen eines Vitamin-B12-Mangels:
Die häufigste Ursache eines Vitamin-B12-Mangels ist die sogenannte perniziöse Anämie, bei der das Abwehrsystem Zellen der Magenschleimhaut zerstört, so dass der Körper das Vitamin-B12 nicht mehr gut aufnehmen kann. Weitere Ursachen sind:
Weitere Medikamente, wie zum Beispiel Purin- und Pyrimidinantagonisten, die in der Chemotherapie bei Leukämie, Brust- und Darmkrebs und bei Stoffwechselstörungen verwendet werden, können ebenfalls eine megaloblastäre Anämie auslösen.
Die Häufigkeit des Vitamin-B12-Mangels wird leider unterschätzt. Die Nationale Verzehrsstudie II zeigte, dass beunruhigend viele Deutsche zu wenig Vitamin-B12 zu sich nehmen:
Geschlecht
Alter in Jahren
19 - 24
25 - 34
35 - 50
51 - 64
65 - 80
Männer
7,4 %
6,8 %
8,4 %
7,9 %
9,8 %
Frauen
32,7%
26,4 %
24,5 %
23,0 %
26,3 %
Meistens äußert sich ein Folsäure- und Vitamin-B12-Mangel zuerst mit neurologischen und psychischen Symptomen. Die Auswirkungen sind Empfindungsstörungen, wie zum Beispiel Kribbeln an Beinen und Händen, Schwäche oder Gang- und Koordinationsstörungen. Die neurologische Untersuchung enthüllt den Verlust des Vibrationsempfindens und abgeschwächte oder fehlende Muskeleigenreflexe. Dazu kommen Vergesslichkeit, Demenz und Psychosen.
Typisch für einen Folsäure und Vitamin-B12-Mangel ist eine rote, entzündete und brennende Zunge. Häufig treten auch Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gewichtsverlust und Durchfälle auf.
Die Blutarmut verursacht weitere Symptome: vorerst Müdigkeit, Schwindel, eingeschränkte körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit, niedrige Hauttemperatur und Blässe und in fortgeschrittenen Fällen erhöhte Herzfrequenz, Bluthochdruck und Atemnot. Wegen der vermehrten Zerstörung von roten Blutkörperchen entsteht auch eine leichte Gelbsucht.
Die Definition der Blutarmut basiert auf den Laborwerten des Hämoglobins, das den Sauerstoff bindet und in die Zellen bringt. Männer leiden unter einer Blutarmut, wenn das Hämoglobin unter 13 g/dl fällt, bei Frauen wird die Diagnose schon bei weniger als 12 g/dl Hämoglobin gestellt. Bei solch niedrigen Hämoglobinwerten ist die Sauerstoffversorgung des ganzen Körpers beeinträchtigt.
Die roten Blutkörperchen haben ungewöhnliche Formen und sind größer als normal. Retikulozyten, die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen, sind Mangelware, was eine gestörte Blutbildung andeutet. Auch die Bildung der weißen Blutkörperchen ist beeinträchtigt.
Im Knochenmark gibt es viele blutbildende Zellen und unbenutztes Eisen liegt frei herum. Das Bilirubin, das die Leber produziert, wenn rote Blutkörperchen zerstört werden, kommt ebenfalls häufiger vor. Die Homocysteinwerte sind auch erhöht (> 15 µmol/L) und im Fall einer perziniösen Anämie gibt es Antikörper gegen Magenschleimhautzellen im Blut.
Die Vitamin-B12- und Folsäurekonzentrationen im Blut sind:
Normalwerte
Werte bei Mangel
Vitamin-B12
200 bis 900 pg/ml
< 100 pg/ml
Folsäure
6 bis 20 ng/ml
< 4 ng/mL
Leider kann Vitamin-B12 nicht immer genau und rechtzeitig gemessen werden, da sich die Messparameter von Labor zu Labor unterscheiden. Darüber hinaus kann es im Verlauf eines Vitamin-B12-Mangels lange dauern, bis sich die Werte senken. Deshalb wird die Häufigkeit des B12-Mangels oft unterschätzt. Um die Erkrankung besser einzuschätzen, gibt es mittlerweile moderne Biomarker mit einer besseren diagnostischen Genauigkeit, das Holo-TC und das MMA.
Blutarmut, die durch Folsäuren- und Vitamin-B12-Mangel entsteht, kann gut mit der Einnahme der fehlenden Substanzen behandelt werden. Das Vitamin-B12 wird am Anfang einmal pro Woche gespritzt, dann geschluckt. In fortgeschrittenen Fällen sind Bluttransfusionen nötig. Schwieriger ist es manchmal, die Ursachen zu entdecken und zu behandeln.
Die Nervenschäden sind aber trotz Substitutionstherapie nicht immer heilbar!
Deswegen ist die Vorbeugung auch die beste Selbsthilfe. Wenn Sie zu einer der folgenden Risikogruppen gehören, sollten Sie sich öfters auf Folsäuren- und Vitamin-B12-Mangel untersuchen lassen:
ältere Personen
Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen
Menschen mit einem erhöhten Bedarf an Vitamin-B12 (Schwangere, Stillende, Patienten mit Autoimmunerkrankungen oder AIDS)
Personen, die langfristig Medikamente einnehmen, die Folsäure- und Vitamin-B12-Mangel verursachen
Patienten mit [Nierenerkrankungen
](/gesundheit/nieren-harnwege/nieren/kategorie/)
Folsäure- und Vitamin-B12-Mangel kommt in Deutschland häufiger vor, als man denkt. Um schwerwiegende Folgen wie Nervenschäden und Blutarmut zu vermeiden, sollten sich die Bevölkerungsgruppen mit einem erhöhten Risiko regelmäßig untersuchen lassen. So können sie die fehlenden Substanzen rechtzeitig ersetzen.
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