Artikel 08/02/2018

Allergie - was ist das eigentlich? Wodurch wird sie ausgelöst?

Team jameda
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Fast jeder dritte Deutsche leidet an einer oder auch mehreren Allergien. Vor allem in den Großstädten nehmen Allergien ständig zu, insbesondere bei Menschen mit einem hohen sozioökonomischen Status. Allein in den 90er Jahren hat die Zahl der Heuschnupfenpatienten um ca. 70% zugenommen. Experten gehen davon aus, dass bereits in den nächsten Jahren schon jeder zweite Deutsche an einer Allergie leidet. Besonders Kinder sind von der Zunahme der Allergiehäufigkeit betroffen: Schätzungen zufolge leidet bereits jedes dritte Kind unter 11 Jahren an einer Allergie. Nahrungsmittelallergien treten bei Kinder und Jugendlichen doppelt so häufig auf wie bei Erwachsenen.

Als Ursachen für den Anstieg der Allergierate werden verschiedenste Umweltfaktoren, sowie auch der persönliche Lebensstil diskutiert. Luftverunreinigungen durch Ozon, Schwefeldioxid, Rußpartikel oder auch Zigarettenrauch scheinen hier eine wichtige Rolle zu spielen. Auch Infektionserkrankungen in der Kindheit und die Umgebung, in der die Kindheit verbracht wurde, können einen Einfluss auf die Entstehung von Allergien haben.

Die Allergie-Neigung wird vererbt. Kinder, deren Eltern unter einer Allergie leiden, haben statistisch gesehen ein höheres Risiko, ebenfalls eine Allergie zu entwickeln, als Kinder nicht-allergischer Eltern. Das Risiko, an einer Allergie zu erkranken, steigt bei Kindern von Allergikern auf bis zu 70%, insbesondere wenn beide Eltern an den gleichen Symptomen leiden.

Was ist eine Allergie?

Eine Allergie ist eine überschießende Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems. „Überschießend’ deshalb, weil das Immunsystem bei einer Allergie auf Stoffe reagiert, die eigentlich für den Organismus harmlos sind. Solche allergieauslösenden Stoffe nennt man Allergene. Auch kleinste Mengen eines solchen Allergens können zu starken Reaktionen führen.

Einer allergischen Reaktion geht immer eine beschwerdefreie Phase der Sensibilisierung voraus. Das Immunsystem reagiert beim ersten Kontakt mit einem potentiell gefährlichen Stoff mit einer Abwehrreaktion, die zur Antikörperbildung führt. Diese Antikörper heften sich an Mastzellen, eine Art von Abwehrzellen des Körpers. Ein Antikörper sieht aus wie ein Ypsilon, ein Bein und zwei Arme. Mit dem Bein bindet der Antikörper an die Mastzelle, mit den Armen fängt er bei Folgekontakten die Allergene, auf die er sich in der Sensibilisierungsphase spezialisiert hat. Bei jedem weiteren Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff sind also bereits Antikörper auf den Mastzellen vorhanden und binden die Allergene. Als Folge schüttet die Mastzelle verschiedene Botenstoffe aus, u.a. Histamin, den wichtigsten Botenstoff bei vielen Allergien. Histamin löst die typischen allergischen Krankheitssymptome, wie Juckreiz, Niesreiz, Hautreaktionen, Magen-Darm-Störungen, Atemnot etc. aus. Bei schweren allergischen Reaktionen, wie z.B. auf Insektengifte, kann es zu akutem Herz-Kreislaufversagen und Bewusstlosigkeit kommen. Man spricht dann von einem anaphylaktischen Schock.

Bei Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien oder Insektenstichen entwickelt sich die allergische Reaktion innerhalb von wenigen Minuten (Soforttyp). Bei einer Kontaktallergie dauert es oft viele Stunden oder auch Tage (Spättyp).

Welche Stoffe können Allergien auslösen?

Pollen

Pollen (= Blütenstaub) sind wohl die bekanntesten Allergieauslöser. Für den Heuschnupfen und das allergische Asthma sind vor allem die Pollen windbestäubender Pflanzen von Bedeutung. Diese winzig kleinen Pollenkörner werden mit dem Wind über viele Kilometer verstreut und durch die Luft gewirbelt. Über die Luft treffen sie dann direkt auf die menschlichen Schleimhäute in Augen, Nase, Rachen und verursachen dort die allergische Reaktion. Als Symptome treten dann Niesreiz, Niesanfälle, eine laufende, juckende oder auch verstopfte Nase, tränende, juckende Augen, Juckreiz im Rachen oder auch den Ohren auf. Geht der Heuschnupfen in ein allergisches Asthma über, können auch Husten und erschwertes Atmen, bis hin zur Atemnot hinzukommen.

Die beschriebenen Symptome beginnen mit dem ersten Pollenflug und halten so lange an bis die Blütezeit der entsprechenden Pflanze vorüber ist.
Allergieauslösend können die Pollen verschiedener Gräser, Bäume, Getreide, Blumen und Kräutern sein. Baumpollen wie die Haselnuss-, Erlen- oder Birkenpollen verursachen hauptsächlich von Februar bis April Beschwerden. Im Mai und Juni sind Gräserpollen in hoher Konzentration vorhanden, während im Hochsommer Kräuterpollen die Hauptrolle spielen.

Kot der Hausstaubmilbe

Nach den Pollen ist der Kot der Hausstaubmilbe das zweitwichtigste Allergen. Hausstaubmilben sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen und kommen nahezu überall vor. Die Milben ernähren sich von abgelösten Hautschuppen oder auch kleinen Speiseresten, wie sie besonders in Teppichen und Betten praktisch jeder Wohnung zu finden sind. Sie entwickeln sich außerdem am besten in warmen Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit. Bei nachgewiesener Hausstaub-Milben- Allergie sollte deshalb so weit wie möglich auf „Staubfänger’ (offene Bücherregale etc.) und textile Einrichtungsgegenstände, wie z. B. Teppiche oder dicke Vorhänge, verzichtet werden. Die Luftfeuchtigkeit sollte nicht mehr als 40-50% betragen. Vor allem das Schlafzimmer sollte gut gelüftet werden und die Zimmertemperatur 20°C nicht übersteigen.

Der Kot der Milbe ist das wichtigste Allergen im Hausstaub, in dem sich aber auch andere Allergen wie Schimmelpilzsporen oder Tierhaare befinden können.

Insektengifte

Besonders gefährlich bis lebensbedrohlich können Insektengifte sein. So kann es nach einem Bienen- oder Wespenstich zu einer allergischen Reaktion kommen, die den Betroffenen in Lebensgefahr bringen kann. Bei einer Insektengiftallergie können folgende Symptome auftreten: Hautreaktionen an der Stichstelle, Übelkeit, Schwindel, Hitzewallungen, Beschwerden beim Schlucken oder Atembeschwer- den bis hin zum anaphylaktischen Schock.

Insektenstichallergiker erhalten vom Arzt ein Erste-Hilfe-Set, in dem z. B. Antihistaminika-Tabletten und Kortison-Präparate enthalten sind, die nach einem Stich sofort eingenommen werden. Dieses Notfallset sollte immer griffbereit mitgeführt werden.

Medikamente

Grundsätzlich ist es möglich, dass jedes Medikament bei bestimmten Menschen, unter bestimmten Umständen, eine Allergie auslösen kann. In den meisten Beipackzetteln werden allergische Reaktionen als mögliche Nebenwirkungen aufgeführt. Am häufigsten kommen solche Allergien jedoch bei den Antibiotika (v.a. Penicilline und Sulfonamide) und Schmerzmitteln (v.a. Acetylsalicylsäure, Salicylate) vor. Als Symptome treten dann vor allem Hautausschläge, sogenannte Exantheme, auf. Aber auch Störungen des Allgemeinbefindens, wie z. B. Gliederschmerzen, Bauchschmerzen bis hin zum Asthmaanfall können Symptome einer Medikamentenallergie sein.

Nahrungsmittel

Allergien auf Nahrungsmittel oder auch deren Zusatzstoffe führen am häufigsten zu Hautreaktionen und Störungen im Magen-Darm-Trakt. Das Anschwellen der Lippe oder des Gaumens, Gaumenjucken, eine deutliche Verdickung der Zunge, Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, wiederkehrendes Erbrechen oder selten auch Husten, sind Symptome, die auf eine Nahrungsmittelallergie hinweisen können.

Seit 2014 sind 14 Hauptallergene EU-weit verpflichtend anzugeben:

  • glutenhaltiges Getreide und entsprechende Erzeugnisse wie zum Beispiel Weizen, Roggen, Gerste und Hafer
  • Soja
  • Sellerie
  • Senf
  • Sesam
  • Lupine und deren Erzeugnisse
  • Fisch
  • Krebstiere wie Hummer und Garnelen
  • Weichtiere wie Schnecken und Muscheln
  • Erdnüsse
  • Schalenfrüchte wie Mandeln, Walnüsse und Pistazien
  • Milch
  • Eier
  • Schwefeldioxid und -Sulfite (E220-E228), die in Trockenobst und Wein zu finden sind

Oft ist es sehr schwierig und langwierig die allergieauslösenden Lebensmittel herauszufinden. Am einfachsten ist sicher das Führen eines Ernährungstagebuches. Wird dann ein bestimmtes Nahrungsmittel als Auslöser vermutet, folgt eine mehrwöchige „Ausschlussdiät’, mit anschließender „Provokationsdiät’, um die Vermutung zu bestätigen.

Schimmelpilze

Ungefähr 8 % aller Allergien werden durch die Sporen von Schimmelpilzen ausgelöst. Diese Sporen werden eingeatmet oder über die Nahrung aufgenommen und lösen dann eine allergische Reaktion aus. Schimmelpilze sind Mikroorganismen, die fast überall in unserer Umwelt vorhanden sind. Das Vermeiden dieses Allergens ist daher sehr schwierig. Je nach allergieauslösender Schimmelpilzart treten die Beschwerden ganzjährig oder auch nur saisonal auf und äußern sich in verstopfter Nase, tränenden, juckenden Augen, Niesreiz, Husten, Atemnot, Asthma oder auch Magen-Darm-Beschwerden. Schimmelpilze gibt es bevorzugt überall dort, wo es feucht und warm ist. Sie wachsen z. B. auf Polstermöbeln, Matratzen, Tapeten, feuchten Mauern, Luftbefeuchtern, der Erde von Topfpflanzen oder Nahrungsmitteln. Auch Kompost, Laubhaufen oder Holzstapel bieten einen guten Nährboden für Schimmelpilze.

Haustiere

Bei einer Haustier-Allergie wird die allergische Reaktion durch die Hautschuppen der Tiere hervorgerufen. An erster Stelle stehen hier Pelztiere wie Meerschweinchen, Katzen, Hunde und Hamster. Die einzig wirksame Prophylaxe gegen diese Art von Allergie, ist die Entfernung des Haustieres aus der Wohnung.

Kontaktallergene

Durch den direkten Hautkontakt mit diesen Allergenen werden an den betroffenen Körperstellen Ekzeme, d.h. juckende, rote, geschwollene Hautausschläge, ausgelöst. Im Gegensatz zum Heuschnupfen oder dem allergischen Asthma treten Kontaktekzeme erst ein bis drei Tage nach dem Allergenkontakt auf. Die bekannteste Kontaktallergie ist die Nickelallergie, die besonders häufig beim Tragen von Modeschmuck auftritt. Kontaktekzeme können durch verschiedenste Materialien ausgelöst werden, am häufigsten durch Inhaltsstoffe von Kosmetika, Latex, Farben, Spül-und Waschmittel, Weichspüler oder Kunststoffe.

Test: Was wissen Sie über Allergien?

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Quellen:

  • Allergie-Portal des Bundesgesundheitsministeriums
  • Deutscher Allergie- und Asthmabund e.v.

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