Artikel 30/08/2016

Akupunktur und ihre Anwendungsmöglichkeiten - eine antike chinesische Medizin

Dr. med. Fahri Evren Atabas Physikalischer & Rehabilitativer Mediziner, Chirotherapeut, Sportmediziner
Dr. med. Fahri Evren Atabas
Physikalischer & Rehabilitativer Mediziner, Chirotherapeut, Sportmediziner
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Die Akupunktur ist eine Therapieform, die ihre Ursprünge im alten China hat. Bei archäologischen Grabungen fand man sogenannte Biam-Steine, denen ein Alter von 4000-10000 Jahren zu geschrieben wurde und die zur Behandlung von schmerzhaften Körperstellen dienten. Die älteste schriftliche Aufzeichnung über die Akupunktur wurde in dem Buch „Huang Ti Nei Ching Su Wen“ - des gelben Kaisers Lehrbuch der Inneren Medizin ungefähr 2600 vor unserer Zeitrechnung gefunden.

In Europa experimentierte man erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Akupunktur, wobei die Blütezeit in Deutschland erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts begann. Das Verlangen nach wissenschaftlicher Erklärung für die Wirkungsweise der Akupunktur führte dann ab den 60er Jahren zu gezielterer Forschung auf diesem Gebiet.

Seit dieser Zeit steigt die Zahl der Ärzte, die diese Therapieform anwenden, kontinuierlich. Die Methode hat sogar auch Einzug in die Universitäten gefunden, wo sie unter anderem besonders in den Bereichen der Gynäkologie, Geburtshilfe und Schmerztherapie eingesetzt wird.

Die wissenschaftliche Forschung der letzten Jahre auf dem Gebiet der Akupunktur hat viel Mythen aufgeklärt. Die Struktur der Akupunkturpunkte ist unterschiedlich - je nach Gewebeart, in dem sie lokalisiert sind. Die meisten Punktareale weisen höhere Konzentrationen an Tastsinnesorganen sowie freien Nervenenden auf.

Wie funktioniert Akupunktur?

Die therapeutische Akupunkturwirkung wird gewährleistet durch Reizung der Nerven, wobei der Reiz ins Zentralnervensystem (Gehirn) fortgeleitet und dort weiterverarbeitet wird. Chronische und akute Schmerzzustände gehören zu den Hauptindikationen der Akupunktur. Vom physiologischen Prinzip her handelt es sich bei der Wirkungsweise der Akupunktur um eine neuronale und humorale Hemmung des Schmerzes.

Der wichtigste Stoff bei der Schmerzausschaltung durch die Akupunktur ist das Endorphin, ein vom Körper selbst produziertes Opiat (Schmerzmittel), das stark schmerzlindernd bzw. schmerzunterdrückend wirkt. Hierbei steigt der Endorphingehalt im Liquor (Hirnwasser) nach der Akupunkturbehandlung stark an und führt hierdurch zu einer zufriedenstellenden Schmerzlinderung.

Auch auf dem Gebiet der Allergie-Therapie sind die Ergebnisse sehr beeindruckend. Zahlreiche Studien haben die Wirksamkeit der Akupunktur bei vielen Krankheitsbildern bewiesen und zum Teil deutliche Vorteile gegenüber herkömmlichen schulmedizinischen Verfahren belegt.

Sie stellt deshalb eine ausgezeichnete Ergänzung der vorhandenen Therapiemöglichkeiten dar und kann vielen Patienten durch ihren individuellen Behandlungsansatz helfen.

Bei welchen Beschwerden hilft die Akupunkturbehandlung?

Der Akupunktur wird u.a. eine stimulierende Wirkung des Immunsystems im Bereich der Schleimhäute zugeschrieben.

Bei Asthma bronchiale führt die Akupunktur neben einer Reduzierung von Medikamenten - insbesondere von Kortison - zu einer wesentlichen Besserung des Gesamtbefindens.

Beim allergischen Schnupfen wird der Akupunktur insbesondere hinsichtlich der Verminderung allergischer Symptome, wie z.B. Juckreiz, Niesen, verstopfte/laufende Nase und einer Verbesserung der Lebensqualität zugeschrieben.

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Akupunktur über verschiedene Mechanismen das Immunsystem steuert, also immunregulatorisch wirkt.

Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus der Liste der Erkrankungen, die laut WHO (Welt-Gesundheits-Organisation) mit Akupunktur behandelt werden können:

Atemwegserkrankungen

  • Akute Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
  • Akuter Schnupfen (Rhinitis)
  • Erkältungskrankheiten
  • Allergien (Heuschnupfen, Lebensmittel, Hausstaub)
  • Bronchitis
  • Asthma
  • Hustenanfälle bei Kindern (Pseudokrupp)

Erkrankungen der Mundhöhle

  • Zahnschmerzen
  • Zahnschmerzen nach Zahnentfernung
  • Mundschleimentzündung
  • Akute oder chronische Rachenentzündung

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Gynäkologische Krankheitsbilder

  • Zyklusstörungen

  • Prämenstruelles Syndrom

  • Klimakterisches Syndrom

  • Mastopathie

  • Fertilitätsstörungen, Frigidität

  • Geburtsvorbereitung

  • Geburtseinleitung

  • Geburtserleichterung

  • Laktationsstörungen

Neurologische Erkrankungen

  • Kopfschmerz, Migräne
  • Gesichtsschmerz (Trigeminusneuralgie)
  • Interkostalneuralgie, Zosterneuralgie
  • Phantomschmerz
  • Polyneuropathie, Parästhesie
  • Lähmungen nach Schlaganfall
  • Gesichtslähmung (Fazialisparese)
  • Nervenschmerzen in Armen und Beinen (Periphere Neuropathien)
  • Kinderlähmung (Poliomyelitis)
  • Drehschwindel, Ohrgeräusche (Morbus Meniere)
  • Blasenentleerungsstörung (Neurogene Blasendysfunktion)
  • Bettnässen (Enuresis nocturna)
  • Vegetative Dysfunktion

Erkrankungen des Verdauungssystems

  • Funktionelle Magen-Darm-Störungen
  • Übelkeit
  • Magengeschwür, Zwölffingerdarmgeschwür
  • Gallenblasenschmerzen (Cholezystitis)
  • Gelbsucht (Hepatitis)
  • Verstopfung, Durchfall
  • Reizdarm (Colon irritabile)
  • Entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
  • Schluckauf
  • Akute und chronische Magenschleimhautentzündung (Gastritis)

Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates

  • Muskelschmerzsyndrome
  • Radikulärsyndrome
  • Pseudoradikulärsyndrome
  • Gelenkschmerzen
  • Arthrosen
  • Arthritis, rheumatoide Arthritis
  • Nackenschmerzen (HWS-Syndrom)
  • Rückenschmerzen (BWS-Syndrom)
  • Kreuzschmerzen (LWS-Syndrom, Lumbago, Ischialgie)
  • Schulter-Arm-Syndrom
  • Sehnenentzündungen (Epikondylopathien)
  • Karpaltunnelsyndrom
  • Hüftarthrose, Hüftschmerz
  • Kniearthrose, Knieschmerz
  • Tendinopathien (Erkrankungen der Sehnen, z.B. Tennis-Ellenbogen)
  • Achillessehnenentzündung

Psychische und psychosomatische Störungen und Suchterkrankungen

Urologische Erkrankungen

  • Harnblasen- und Prostataentzündung (Cystitis, Prostatitis)
  • Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)

Funktionelle Störungen des Urogenitaltraktes

Hauterkrankungen

Die Akupunktur ist eine vielfältig einsetzbare Behandlungsmethode, die Patienten nebenwirkungsarm helfen kann. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die Akupunkturbehandlungen unter bestimmten Voraussetzungen.

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