Die Entzündung des Zahnhalteapparats Parodontitis kann zwei unterschiedliche Verlaufsformen nehmen. Eine entwickelt sich eher langsam mit einzelnen Schüben und wird als chronische Parodontitis bezeichnet.
Sie bildet zugleich den Normalfall einer Parodontitis und grenzt sich deutlich von der zweiten Form ab. Diese nimmt einen wesentlich schnelleren Verlauf und gilt deswegen als aggressive Parodontitis.
Beide Parodontitisformen haben den gleichen Ursprung: Bakterien auf Zahnbelägen. Bei der aggressiven Varianten kommen keineswegs mehr oder besondere andersartige Bakterien vor. Deswegen tendiert die zahnmedizinische Forschung zu einer genetischen Veranlagung als wesentliche Erklärung für die erheblichen Verlaufsunterschiede. Weitere Einflussfaktoren wie Stress, Rauchen oder bestimmte bakterielle Zusammensetzungen gelten zudem als beängstigend.
Für den genetischen Erklärungsansatz spricht auch die Tatsache, dass deutlich mehr Frauen an der aggressiven Parodontitis leiden als Männer. Aggressive Parodontitis tritt lokalisiert an einzelnen Zähnen auf oder generalisiert an 30 Prozent der Zähne und mehr. Der lokalisierte Typ zeigt sich überdurchschnittlich oft im Jugendalter an den mittleren Schneidezähnen oder den seitlichen Backenzähnen als juvenile Parodontitis.
Ab dem 35. Lebensjahr beobachten Zahnärzte dann vermehrt den generalisierten Typ der aggressiven Parodontitis in Zahnzwischenräumen mit hohem Rückgang des Zahnfleisches.
Dieser schnelle und stärkere Verlauf der Parodontitis erfordert auch eine abgewandelte Parodontitistherapie.
Im Kern unterscheiden sich die Behandlungen von chronischer und aggressiver Parodontitis nicht. Bei beiden werden mit Handinstrumenten, Ultraschall oder Laser Beläge und Biofilm aus den Zahnfleischtaschen abgetragen. Bei der aggressiven Verlaufsform erhalten Patienten aber noch eine zusätzliche Antibiotika-Therapie. Die Verabreichung kann lokal oder systemisch, angepasst auf den lokalisierten oder generalisierten Parodontitistyp erfolgen.
Die lokale Antibiotika-Applikation wirkt schnell und mit hoher Konzentration an den betroffenen Zähnen. Die Medikamente haften dafür dort an hartem oder weichem Gewebe an und geben über einen Zeitraum von bis zu 14 Tagen kontinuierlich ihren Wirkstoff ab. Eine systemische Antibiotika-Therapie ist bei einem generalisierten Parodontitisbefund oder auch einzelnen Zahnfleischtasche mit einer Taschensondierungstiefe von über sieben Millimeter sinnvoll.
Sie wird außerdem bei bestimmten hochvirulenten Bakterien bevorzugt. Systemische Antibiotika erreichen den gesamten Raum von Mund und Rachen und erzielen dadurch oft bessere Behandlungsergebnisse. Auch mit ihrer stärkeren, umfassenderen Wirkung kann aber nicht auf die Beseitigung von Bakterien in den Zahnfleischtaschen verzichtet werden. Gleichzeitig besteht hierbei aber auch immer die Gefahr einer Resistenzbildung, die wahrscheinlich notwendige Folgebehandlungen später erschweren kann.
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