Manche Menschen haben von Natur aus ein schüchternes Naturell. Andere scheinen völlig sorglos und die Ruhe selbst zu sein. Stimmt das? Wenn uns Angst überkommt, erleben wir sie oft als körperlich, wie aus dem Bauch kommend. Wir können sie mit unseren Gedanken kaum bändigen. Im Falle eines langsamen Anstiegs der Nervosität, ist es gut, auf den Körper zu hören und Abstand von Gefahren, heute eher Stress verschiedenster Art, zu finden.
Angst ist die emotionale Erfahrung einer unmittelbar empfundenen Bedrohung. Sie war einmal, und ist es noch immer, evolutionsgeschichtlich betrachtet unsere beste Lebensversicherung. Wer Angst empfindet, überlebt, indem er sich in Sicherheit bringt. Aber müssen es gleich so viele Ängste sein, mögen da manche fragen?
Insbesondere unsere Sprache hat dazu beigetragen, indem wir Informationen über Gefahrensituationen weitergeben können. Leider haben wir uns dadurch auch zu recht angstbelasteten Wesen weiterentwickelt. Denn wir erzählen nicht nur anderen von unseren Angsterfahrungen, sondern auch uns selbst durch unseren permanenten Gedankenstrom.
Wissenschaftlich anerkannt gibt es inzwischen etwa 650 verschiedene Phobien, wie z. B. die Angst
Daneben gibt es die Panikattacken, die uns ohne erkennbare Gefahr plötzlich übermannen. Und es gibt so etwas wie eine dauerhafte Angst, die uns in permanente Sorgen und Nöte versetzen kann. Was ist also beim Menschen, gegenüber den Tieren, aus dem Ruder gelaufen? Unsere Gedanken! Sie gewährleisten unter anderen Faktoren, dass selbst eine sehr mutige Person wie eine Chirurgin oder ein Bergsteiger an einer Angststörung erkranken kann.
Im Mittelpunkt steht die Amygdala, auch Mandelkern genannt. Er ist unser Detektor für Gefahren von außen und aus unserem Körper. Die Amygdala ist verknüpft mit dem Hypocampus, in dem unser Angstgedächtnis sitzt. Hier werden alle gemachten Angsterfahrungen gespeichert. Damit wir schnell reagieren können, aktiviert die Amygdala augenblicklich unser körpereigenes Stresssystem und die Region im Hirnstamm, die für die Freisetzung von Stresshormonen zuständig ist. Damit wir nicht permanent unter Strom stehen, haben wir auch ein Kontrollzentrum, den präfrontalen Cortex in unserem Frontallappen unseres Gehirns. Er wägt ab und entscheidet, ob wir uns schützen müssen oder wieder entspannen können.
Hierzu kann es kommen, wenn uns über längere Zeit mehrere Faktoren und Situationen aus der Bahn werfen.
Hierzu zählen z.B.
Aber auch das sich permanent drehende Hamsterrad von privaten, beruflichen und anderen gefühlten Pflichten nährt die Angstspirale. Der Druck steigt langsam aber stetig an. Irgendwann können all diese Faktoren eine so ausgeprägte Angst verursachen, dass man selbst die Freude an persönlichen Leidenschaften verliert. Der Alltag wird grau und fühlt sich nur noch wie Routine und Pflicht an.
Neben der Depression, die sich gerne an das oben geschilderte Szenario anschließt, gilt die Angststörung als die häufigste psychologische Erkrankung. Dabei setzt sie entscheidende Hirnfunktionen außer Kraft, zu denen es verschiedene Hypothesen gibt:
Unser Bewusstsein ist das Einfallstor für unsere Angst und gleichzeitig der Schlüssel, um sie in den Griff zu bekommen. Wie sehr uns eine Situation Sorgen oder Angst bereitet, ist Kopfsache. Natürlich ist auch unsere Biologie beteiligt. Aber im Grunde sind es unsere Wahrnehmung und Bewertung einer Situation, die unsere Ängste zu einer sehr persönlichen Angelegenheit machen. Unsere Erfahrungen wirken wie Simulationen im Kopf, die wir uns durch unsere Gedanken immer wieder erzählen. Und diese Erzählungen machen aus, wer wir sind.
Wie viel ist vorbestimmt? Hat Angst einen genetischen Code? Die Entstehungsursachen von Ängsten sind komplex und sehr individuell. Jede Person hat ihre eigenen Angst-Schemata: Eine Sammlung von Erfahrungen und Erinnerungen, die wir im Laufe des Lebens erworben haben, aber auch genetische Faktoren, die man in dieses Leben mitgebracht hat.
Unsere Ängste haben sich unserem Leben angepasst, z. B. weil wir ständig in den sozialen Medien unterwegs sind. Da das auch von uns erwartet wird, entsteht so etwas wie eine soziale Verpflichtung. Wir fühlen uns dann verpflichtet, Bilder zu kommentieren, Videos zu liken u.v.m. Und diese gefühlte Verpflichtung hat zu einer neuen Angst geführt:
Sie gilt als eine Ursache der Smartphone-Sucht. Das Empfinden einer sozialen Pflicht führt dazu, dass wir das Stresshormon Kortisol ausschütten, wenn wir uns ausloggen. Dann beginnen uns Symptome zu plagen, die wir von der Angst kennen. Wir spüren sie, indem wir vielleicht plötzlich Herzrasen bekommen oder die Hände beginnen zu schwitzen. Jeder Mensch hat seine individuellen Angstsymptome. Wir spüren den Drang, die Plattform wieder anzuschalten und können uns dem kaum entziehen. Wenn wir die Plattform anschalten, wird das Kortisol wieder aufgenommen und die Ausschüttung gedrosselt. Mit dem Ausloggen beginnt der Kreislauf von vorn.
Unser Gehirn benötigt bestimmte Dinge, um sich richtig entwickeln und regenerieren zu können:
Es ist hinlänglich bekannt, dass ein enger Zusammenhang zwischen Bildschirmnutzung, Multitasking und Konzentrationsstörungen besteht. Das gilt für das Fernsehen, für Videospiele wie für andere Bildschirmnutzung.
Das Problem der Reizüberflutung wurde bereits in den 60er Jahren in den USA beschrieben. Man stellte damals fest, dass es in Kinderkrippen vermehrt zu Überreizung von Kindern kam, u. a. durch unendlichen Lärm und permanente Ansprache. Wurde die Ursache abgestellt, verbesserte sich die Lage wieder. Studien an Tieren haben das Gleiche gezeigt, obwohl sie in vielen Belangen anders sind als der Mensch. Aber ihr Gehirn entwickelt sich ähnlich. Bombardiert man Tiere mit Sinneseindrücken, kommt es zur Reizüberflutung. Aus dieser folgen wissenschaftlich belegte Aufmerksamkeitsdefizite, Gedächtnisprobleme, Lernstörungen, aber auch impulsiveres Verhalten und Ängste. Dies konnte bei Tieren wie bei Menschen kausal nachgewiesen werden.
Mit Corona hat die Angst etwas zu verpassen einen enormen Schub bekommen. Studien zeigen, dass wir unser Smartphone über 100 Mal am Tag entsperren. Das bedeutet, wir sitzen fast permanent vor Bildschirmen. Und die Corona-Krise bringt ihrerseits neue Ängste hervor. Was zuvor als gesellig und beruhigend empfunden wurde, erleben einige von uns nun als gefährlich. Derzeit wird untersucht, ob uns soziale Kontaktängste erhalten bleiben, obwohl wir geimpft und die Lockdowns aufgehoben sind. Verändern sich unsere Angstzentren bleibend?
Die Pandemie hinterlässt in jedem Fall individuelle Spuren bei uns allen, da sie sich auf Angst- und Schutzmechanismen auswirkt.
Hierbei sind insbesondere zwei Faktoren zu nennen:
All dies aktiviert unser Angstsystem. Die gute Nachricht: Wir können unsere Gedanken ändern und unsere angstbedingten Körpersymptome behandeln durch Psychotherapie, Kinesiologie und Hypnose und deren Selbsthilfe-Techniken sowie durch Ordnungstherapie und Veränderung unserer Gewohnheiten. Damit beeinflussen wir, wie stark uns unsere Angst im Griff hat. Warten Sie nicht zu lange. Angstspiralen intensivieren sich und ziehen immer mehr Alltagssituationen und Auslöser in ihren Teufelskreis, wenn wir nicht rechtzeitig aktiv werden.
Wie geht das? Zunächst wird die Situation der Person detailliert besprochen, um die verschiedenen Auslöser und Kontexte herauszufinden. Es geht darum, unbewusste mentale Inhalte, verdrängte negative Erfahrungen und Selbstsabotagen herauszufinden, die die Angstspirale auslösen und in Gang halten.
Dabei hilft uns die Kinesiologie mit ihrem Biofeedback-Zugang zu unserem Zellgedächtnis. Denn alle gemachten Erfahrungen und die persönliche Art der Wahrnehmung und Verarbeitung seinerzeit sind noch immer im Körper gespeichert. Durch Kinesiologie ist es möglich, ihren Einfluss auf unsere Emotion in unseren Alltag sanft aufzuheben. Dies gewährleistet ein Absinken der körperlichen und seelischen Last.
Auch in der klinischen Hypnose werden diese Erinnerungsspeicher angesteuert, nicht gemachte positive Verarbeitungserfahrungen bedauert und anschließend nachgeholt sowie innere Persönlichkeitsanteile wenn nötig „nachbeeltert“. In der hypnotischen Trance, einem Entspannungszustand der nicht gleichzusetzen ist mit „Willenlosigkeit“ oder „Manipulierbarkeit“, sondern mit Wohlgefühl, Geborgenheit und Sicherheit, gibt das Unbewusste des Klienten / der Klientin persönliche Strategien einer neuen Vertrauensbildung frei, die individuell genutzt werden können.
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