Fast jeder von uns kennt mindestens einen Bekannten oder Familienangehörigen, der aufgrund von einer Allergie (Heuschnupfen, Hausstaubmilbenallergie, Tierhaarallergie) mit einer Hyposensibilisierung behandelt wurde. Neben vielen positiven Behandlungsverläufen gibt es leider auch immer wieder Patienten, die nicht von einer Hyposensibilisierung profitieren konnten – sondern im Gegenteil sogar weitere Allergien hinzubekamen. Woran liegt es also, dass so viele Patienten nicht von dieser Behandlungsmethode profitiert haben und die Hyposensibilisierung so einen schlechten Ruf genießt?
Zwar stieg die Erfolgsquote dieser Behandlungsmethode in den letzten Jahren aufgrund des Einsatzes moderner Therapieallergene stetig an, dennoch wurden immer noch nicht alle mit einer Hyposensibilisierung behandelten Patienten auch beschwerdefrei. Das liegt daran, dass nicht das richtige Therapieallergen zur Behandlung ausgesucht wurde. Hierzu muss man wissen, dass nicht alle Allergiker auf die gleichen Allergen-Komponenten Beschwerden haben; während die meisten Patienten auf die Hauptallergene reagieren, gibt es einige Patienten (lt. Literatur um 15%), die vor allem auf die Nebenallergene reagieren.
Bisher wurde die Diagnose einer Allergie durch eine typische Beschwerdesymptomatik, klinischem Befund und durch einen Allergietest auf der Haut, dem sogenannten Pricktest, gestellt. Die verwendeten Testallergene sind an die natürlich vorkommenden Allergene angelehnt und sind damit native Mischungen der verschiedenen Allergiekomponenten (Major-/Haupt- und Minor-/Nebenallergene).
Der Hauttest kann also nicht unterscheiden, ob ein Patient mehr auf Haupt- oder auf Nebenallergene reagiert. Zwangsläufig wurden so Allergiker teilweise und unwissend falsch behandelt, weil die eigentlich auslösenden Allergen-Komponenten in den für die Therapie verwendeten Allergenen unterrepräsentiert sind, während die Betroffenen überflüssigerweise zahlreiche andere Bestandteile des Allergengemisches erhalten, welche die Symptome überhaupt nicht beeinflussen. Die Folge sind wiederkehrende Berichte über eine nicht erfolgreiche Behandlung mit ‘Allergiespritzen’.
Um gerade bei Patienten mit mehreren Allergien die Diagnosequalität zu verbessern, werden schon seit vielen Jahren Blutuntersuchungen durchgeführt. Beim IgE-Test werden IgE-Antikörper, welche die allergische Entzündungsreaktion vermitteln, die im Blut gemessen wird (sog. RAST, CAP-Test).
Neu ist hierbei nun, dass bei der molekularen Allergiediagnostik nun zusätzlich die Antikörper gegen Teilkomponenten (Haupt- und Nebenallergene) der Allergene einzeln bestimmt werden können. Diese Differenzierung ist entscheidend für die Planung einer erfolgreichen Hyposensibilisierung, denn es ist grundlegend wichtig, ob ein Patient mehr auf Major- oder auf Minorallergene – und in welchem Verhältnis - allergisch ist.
Die Frage vieler Patienten ‘Werde ich nach der dreijährigen Behandlung beschwerdefrei sein?’ kann damit zwar nicht mit abschließender Sicherheit, jedoch mit einer molekular fundierteren Prognose beantwortet werden.
Die Molekulare Allergiediagnostik (auch komponentenbasierte Allergiediagnostik) bietet daher dem Allergologen ein modernes Instrument zur differenzierten Diagnostik von Allergien, was die Qualität der Diagnostik und damit Vorhersagbarkeit des Erfolges einer geplanten Hyposensibilisierung entscheidend verbessert. Sie ist daher konsequenterweise auch letztes Jahr in die aktuelle Leitlinie zur spezifischen Immuntherapie in der Allergie-Diagnostik aufgenommen worden.
Betroffene Allergiepatienten sollten daher ihre Skepsis gegenüber der vielfach unbeliebten Hyposensibilisierung ablegen und die die Vorteile der spezifischen Immuntherapie erkennen - es ist die einzige kausale Behandlungsmethode bei Allergien mit die einzige Behandlungsmöglichkeit mit Langzeiteffekt, sie ist gut verträglich, eine Beschwerdebesserung wird oft schon nach einem Behandlungsjahr erzielt.
Bei der richtigen Wahl des Therapieallergens nach differenzierter Diagnostik ist die Erfolgsquote hoch. Die Behandlung einer Allergie sollte daher in der Hand eines erfahrenen Allergologen liegen.
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